USA: Todesurteil wegen rassistischer Diskriminierung aufgehoben

Nach 29 Jahren: Staatsanwaltschaft hatte schwarze Geschworenenkandidaten systematisch ausgeschlossen

  • Lesedauer: 1 Min.

Berlin. Wegen rassistischer Diskriminierung im Strafprozess hat das Oberste US-Gericht ein 29 Jahre zurückliegendes Todesurteil aufgehoben. Bei dem Verfahren im US-Bundesstaat Georgia war der Afro-Amerikaner Timothy Foster 1987 wegen Raubmordes an einer weißen Rentnerin zum Tode verurteilt worden. Alle Mitglieder der Geschworenen-Jury waren weiß. Laut Berufungsurteil hatte die Staatsanwaltschaft schwarze Geschworenenkandidaten systematisch ausgeschlossen. Das sei verfassungswidrig, urteilten die Richter.

Forster sitzt seit dem Prozess im Todestrakt von Georgia. Das Verfahren muss nun neu aufgerollt werden. Berufungsanwälte hatten Notizen der Staatsanwaltschaft eingesehen. Diese zeigten eine »bewusste Diskriminierung« potenzieller schwarzer Jury-Mitglieder, urteilte der Oberste Gerichtshof. Behauptungen der Staatsanwaltschaft, sie habe »farbenblind« entschieden, seien »eindeutig falsch«.

Forsters Verteidiger Stephen Bright kritisierte, in US-Gerichten sei eine Diskriminierung bei der Zusammensetzung der Geschworenen-Jurys Alltag. Das Urteil am Montag sei nur wegen der Notizen erreicht worden. Derartige Beweismittel lägen jedoch nur selten vor. Daher müssten die Regeln für die Geschworenenauswahl reformiert werden. Gegenwärtig dürfen Staatsanwälte und Verteidiger eine bestimmte Zahl der möglichen Juroren ohne eine Angabe von Gründen ablehnen. epd/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.