Am Ende siegt die dicke Frau

Facebook entschuldigt sich für die Ablehnung eines Fotos, mit dem eine Feministinnengruppe werben wollte

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 2 Min.
Eine feministische Gruppe warb mit einem Foto des Plus-Size-Models Tess Holliday auf Facebook. Doch das soziale Netzwerk löschte das Foto, wegen Verstoßes gegen seine Gesundheits- und Fitnessregeln.

Zu dick, zu dünn - eigentlich will Facebook einfach nur krampfhaft korrekt sein. Deswegen sind nackte Brüste ein Tabu, egal ob sie von indigenen Frauen stammen, die eben einfach »oben ohne« durchs Leben gehen, oder von Frauen, die auf ihr Stigma nach einer Brustkrebsoperation aufmerksam machen wollen.

Auch zu dicke oder zu dünne Menschen passen offenbar nicht wirklich in das Gesundheits- und Fitnessregelwerk des sozialen Netzwerks, das unter keinen Umständen »falsche Gedanken« aufkommen lassen will, wie zum Beispiel den des extremen, für die Gesundheit schädlichen Abnehmens. Werbungen auf Facebook dürfen deswegen keinesfalls »einen Gesundheitszustand oder ein Körpergewicht als perfekt oder extrem unerwünscht darstellen«.

Mit dieser Begründung lehnte das Netzwerk jetzt auch ein Foto des Plus-Size-Models Tess Holliday ab, mit dem die australische Feministinnengruppe Cherchez la Femme diesen Monat eine Veranstaltung zum positiven Selbstimage bewerben wollte. Die Gruppe, die eine monatliche feministische Talkshow veranstaltet, veröffentlichte die Worte, mit denen Facebook das Foto ablehnte, auf ihrer Seite. »Werbungen wie diese sind nicht erlaubt, da sie dem Zuschauer ein schlechtes Gefühl über sich selbst vermitteln.« Stattdessen würde man das Foto einer relevanten Aktivität wie Joggen oder Fahrradfahren vorschlagen. Dazu schrieben die Frauen: »Wir sind hier alle super verärgert - zum einen, da Facebook scheinbar keine Ahnung hat, dass plus-size, sich selbst als fett bezeichnende Frauen, sich trotzdem toll fühlen können und zum anderen, da wir unseren ursprünglichen Veranstaltungshinweis so nicht extra bewerben konnten.«

Als Reaktion veröffentlichten die Frauen später das Foto einer fettleibigen Frau auf einem Fahrrad auf ihren Seite. Nachdem australische wie auch internationale Medien über die Ablehnung des Bildes und die Cherchez-la-Femme-Veranstaltung berichteten, machte Facebook die Zensur rückgängig und schrieb diese Woche, dass das Foto nun doch den Richtlinien des Unternehmens entsprechen würde.

»Unser Team bearbeitet Millionen an Werbebildern jede Woche, und in manchen Fällen verbieten wir Werbungen fälschlicherweise«, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens. Dies sei auch in diesem Fall passiert. »Wir entschuldigen uns für den Irrtum und haben den Werbeschaltenden mitgeteilt, dass ihre Werbung nun genehmigt ist.«

Für Cherchez la Femme hat sich die Kontroverse nun als optimale Werbung für ihre Veranstaltung herausgestellt, bei der die Organisatoren im Juni »Feminismus und Fett« besprechen und für ein positives Selbstimage werben wollen. Denn während einige Facebook-Nutzer den »Doppelstandard« des Netzwerkes kritisierten, schrieben andere wie Kathryn Mallow beispielsweise, dass sie dankbar für die Kontroverse seien. »Denn so habe ich euch überhaupt entdeckt.«

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