Plastik statt Plankton

Studie der Universität Uppsala: Wenn Fischlarven während ihrer Entwicklung Mikroplastikteilchen ausgesetzt sind, kann das ihr Wachstum bremsen und ihre Sterblichkeit erhöhen. Von Elke Bunge

  • Elke Bunge
  • Lesedauer: 2 Min.

Unbemerkt produzieren wir kontinuierlich Mikroplastikmüll: Wenn wir duschen, uns eincremen, Zähne putzen oder Haare waschen, bleiben kleinste Plastikteilchen zurück. In den heutigen Pflegeprodukten befinden sich nicht selten winzige Kügelchen aus Polyethylen oder Polypropylen. Aber auch in der Waschmaschine lösen sich beim Reinigen unbemerkt Flusen aus Bekleidungsstücken mit Kunstfasern.

Diese Mikroplastikpartikel kommen dann über das Abwasser in die Kläranlagen. Doch diese sind meist nicht in der Lage, die kleinen Teilchen herauszufischen. So gelangen sie über Wasserstraßen und Seen in die Ozeane und reichern sich dort besonders in den flachen Küstengebieten an. In einer aktuellen Studie der Universität von Uppsala (Schweden) fanden Forscher heraus, dass Fischlarven, die während ihrer Entwicklung Mikroplastikpartikeln ausgesetzt sind, ein gebremstes Wachstum aufweisen und veränderte Verhaltensweisen haben, die zu erhöhter Sterblichkeit führen, wie Oona Lönnstedt und Peter Eklöv im Fachjournal »Science« berichten. Für ihre Untersuchung setzten die Wissenschaftler Larven vom Barsch (Perca fluviatilis) in der Umwelt häufig vorkommenden Polystyrol-Partikeln aus. »Fische, die wir unterschiedlichen Konzentrationen von Polystyrol augesetzt haben, zeigten eine reduzierte Entwicklung und deutlich veränderte Verhaltensweisen. Dabei wählten wir die Anzahl von Partikeln in einer Konzentration, wie sie heutzutage in vielen Küstenregionen in Schweden und anderswo auf der Welt vorzufinden ist«, sagt die Meeresbiologin Lönnstedt.

Polystyrol ist einer der fünf häufigsten Kunststoffe, die im Meer schwimmen. Die Meeresbiologen stellten bei ihren Versuchen fest, dass die Barschlarven, die Zugang zu Polystyrol hatten, sich ausschließlich von den Kunststoffpartikeln ernährten. Sie ignorierten ihre natürliche Nahrungsquelle, freischwimmendes Plankton.

In der Folge entwickelten sich die Larven, die Polystyrol ausgesetzt waren, auch anders. »Wir konnten feststellen, dass Fische, die Mikroplastikpartikeln ausgesetzt wurden, den Geruch von Raubfischen ignorierten«, erläutert Lönnstedt. Infolgedessen wurden im Laborversuch Barsche, die sich von Polystyrol ernährt hatten, viermal schneller von Hechten gefressen als die plastikfrei aufgezogenen Barsche.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -