Frauen an die erste Pfeife!
En passant - das EM-Tagebuch: Oliver Kern fordert weibliche Referees auch bei der Männer-EM
Bibiana Steinhaus hat den Ruf, beste Fußballschiedsrichterin der Welt zu sein. Sie pfiff schon Finalspiele bei Olympia und Weltmeisterschaften - zumindest die der Fußballerinnen. Bei den Männern hängt sie in der 2. Bundesliga fest. Obwohl Herbert Fandel, Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses beim Deutschen Fußball-Bund, sagt, Steinhaus sei die beste Frau an der Pfeife, verweigerte er der Hannoveranerin erneut den Aufstieg in die 1. Bundesliga.
Hieß es in der Vergangenheit zur Begründung, Steinhaus habe in der 2. Liga im Vergleich zu ihren Kollegen einfach nicht gut genug gepfiffen, stand sie nach Abschluss der aktuellen Saison im internen DFB-Ranking auf Platz eins. Dennoch rücken jetzt vier Männer ins Oberhaus auf, und Steinhaus wird übergangen. Es gehe um konstant gute Leistungen, heißt es jetzt, also darum, mehrere Jahre lang Spitze zu sein.
Da fragt man sich, wie viel Wert diese DFB-Refereerangliste hat, wenn selbst der Verband glaubt, dass man auch nach einer kompletten Saison noch ganz zufällig und nicht aufgrund konstant guter Arbeit auf Platz eins landen kann. Etwas mehr Mut zum historischen Schritt, erstmals eine Frau ein Männer-Bundesligaspiel pfeifen zu lassen, hätte dem DFB gut gestanden.
Zumal dies auch international zum Tabubruch führen könnte. In mehreren großen Ligen wurden Frauen bereits als vierte Offizielle oder Assistentinnen an der Linie eingesetzt, ein Spiel leiten durften sie nie. Auch bei der EM dürfen nur Männer Fouls und Handspiele ahnden und sich dafür von ihren Geschlechterkollegen anbrüllen lassen. Steinhaus gegenüber halten sich männliche Fußballer übrigens oft zurück. Gleichberechtigung und das Ende der Motzerei in einem, was wäre das für ein Quantensprung!
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.