Bonjour Professor

Die deutsche Wissenschaft wird immer internationaler

  • Josephine Schulz
  • Lesedauer: 2 Min.
Wissenschaftler und Studierende werden einer Studie zufolge immer mobiler. Doch der Brexit birgt Gefahren für die Vernetzung.

Wer als Student ein Semester im Ausland verbringen möchte, darf sich auf einen bürokratischen Marathon einstellen: Empfehlungsschreiben, Sprachtests, und Stapel an Formularen. Aber ist diese Prozedur durchgestanden, verbringen viele im Ausland die beste Zeit ihres Studiums. Immer mehr entscheiden sich für Aufenthalte an Unis in anderen Ländern, und immer mehr Studierende aus dem Ausland kommen an deutsche Hochschulen. Das geht aus der Studie »Wissenschaft Weltoffen« von Bildungsministerium und Akademischem Austauschdienst (DAAD) hervor, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Demnach stieg die Zahl der ausländischen Studierenden an deutschen Unis im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf 322 000. Besonders zum Master und zur Promotion kommen mehr Menschen nach Deutschland. Auch die Zahl der deutschen Studierenden, die sich aus dem bekannten Hörsaal verabschieden, ist gestiegen. Aktuell gehen rund 37 Prozent mindestens einmal ins Ausland, 2013 waren es 32 Prozent.

Aber nicht nur Studierende, die sich ein Abenteuer im Ausland erhoffen, werden immer mobiler. Auch der Austausch von Wissenschaftlern nimmt laut Studie zu. So forschten 2014 rund 85 000 ausländische Wissenschaftler in Deutschland. An den Unis liegt ihr Anteil bei etwa elf Prozent, in den außeruniversitären Instituten ist es jeder Fünfte.

Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) wertete den Anstieg der Vernetzung als gutes Zeichen, besonders angesichts »bedrohlicher politischer Signale«. Damit meine sie nicht nur den Brexit, sondern vor allem »politische Strömungen, die sich von mehr Weltoffenheit zu verabschieden scheinen«. Der Brexit wird für die Wissenschaft dennoch ein zentrales Thema werden. Großbritannien zählt in diesem Bereich zu den engsten Partnern der Bundesrepublik. Über Kooperationsprogramme können deutsche Studierende an englische Universitäten gehen, ohne dort horrende Studiengebühren zu zahlen. Wanka sieht das Thema Wissenschaft in den Verhandlungen mit Großbritannien jedoch eher als stabilisierenden Faktor. »Da sind die Interessen auf eine Win-Win-Situation ausgerichtet.«

Dass besonders deutsche Masterstudiengänge bei Menschen aus dem Ausland attraktiv sind, wertet Margret Wintermantel, Präsidentin des DAAD, auch als Ergebnis der Bologna-Reform. »Wir sehen, dass viele Menschen wegen spezialisierter Masterprogramme kommen.« Für Studierende aus Europa hat die Reform nach Analysen des Deutschen Studentenwerks allerdings nicht unbedingt dazu geführt, dass Auslandsaufenthalte einfacher werden. Durch den strammen Takt von Bachelor und Master haben Studierende oft Angst, aus dem Zeitplan zu geraten. Auch der Geldbeutel der Eltern spielt bei der Entscheidung für ein Auslandssemester weiterhin eine große Rolle. Nach Angaben des Studentenwerks gingen Akademikerkinder in der Vergangenheit öfter ins Ausland. Denn trotz Fördermöglichkeiten bleibt ein Jahr in Paris für viele schlicht unbezahlbar.

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