Der Hass ist gewaltig

Weitere Proteste von Afroamerikanern in den USA

  • Lesedauer: 3 Min.
Es steht schlecht um die Beziehungen zwischen Afroamerikanern und Polizisten in den USA. Nach den jüngsten Tragödien reißen die Proteste nicht ab.

Washington. Nach dem Tod zweier Afroamerikaner durch Polizeischüsse und der Ermordung von fünf Polizisten in Dallas muss laut Präsident Barack Obama noch viel zur Überwindung der Gräben zwischen Polizei und Schwarzen in den USA getan werden. »Wir sind noch nicht so weit, dass sich Farbige sicher sein können, dass die Polizei sie gleich behandelt und ihnen mit Würde und Respekt begegnet«, sagte Obama am Mittwochabend nach einem Treffen mit Bürgerrechtlern und Vertretern der Polizei.

»Und wir sind auch noch nicht so weit, dass sich die Polizeibehörden auf allen Ebenen angemessen unterstützt fühlen«, fügte Obama hinzu. Seit einer Untersuchung der tödlichen Schüsse auf einen unbewaffneten schwarzen Jugendlichen in Ferguson (Missouri) vor knapp zwei Jahren habe es Fortschritte gegeben, nach den jüngsten Ereignissen werde es auf absehbare Zeit aber weitere Spannungen geben.

Am Dienstag hatte Obama auf einer Gedenkfeier in Dallas gesprochen. Dort hatte bei einer Demonstration gegen Polizeigewalt am 7. Juli ein schwarzer Heckenschütze fünf Polizisten erschossen. Nach Angaben des Polizeichefs der texanischen Metropole hatte der Täter angegeben, er sei wegen des Todes der zwei Schwarzen in den Tagen zuvor aufgebracht gewesen und habe weiße Polizisten töten wollen.

Zu den Teilnehmern der Runde im Weißen Haus zählte auch DeRay McKesson, einer der bekanntesten Aktivisten der Bewegung Black Lives Matter. Er war am Wochenende bei Protesten in Baton Rouge festgenommen worden. In der Stadt im Bundesstaat Louisiana war der Afroamerikaner Alton Sterling vergangene Woche getötet worden.

Dort reichten nun mehrere Bürgerrechtsorganisationen wegen des Vorgehens gegen Demonstranten Klage gegen die Polizei ein. Die Sicherheitskräfte hätten den Menschen das Recht auf eine friedliche Demonstration genommen, hieß es am Mittwoch in einer Mitteilung der American Civil Liberties Union. Wegen des Verhaltens der Polizei sei die Lage bei den Protesten am Wochenende eskaliert.

Nach dem Tod von Sterling sowie tags darauf von Philando Castile in Falcon Heights (Minnesota) durch Polizeikugeln gingen am Wochenende in zahlreichen Städten Tausende gegen Polizeigewalt auf die Straße. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Demonstranten. Allein in Baton Rouge wurden fast 200 Menschen festgenommen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Auf Bildern ist zu sehen, wie Sicherheitskräfte in voller Kampfausrüstung auf Demonstranten losgingen.

Auch am Mittwochabend kam es zu Protesten gegen Polizeigewalt. In Minneapolis wurden nach Medienberichten 41 Menschen festgenommen, weil sie eine Autobahn besetzt hatten. Der 15-jährige Sohn von Sterling rief am Mittwoch vor Journalisten zu friedlichen Protesten auf.

Im US-Senat erzählte am Mittwoch einer der zwei schwarzen Senatoren, Tim Scott (Republikaner), dass er selbst häufig wegen seiner Hautfarbe im Straßenverkehr von der Polizei angehalten worden sei. Nach einer Umfrage des Fernsehsenders CBS halten 69 Prozent der US-Amerikaner die Beziehungen zwischen den Ethnien für schlecht. Das sei der bisher höchste Wert während der Amtszeit von Obama. dpa/nd

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