Schizophrene Pensionsfondswelt

Kurt Stenger über die Klage Bayerns in Sachen VW-Skandal

  • Lesedauer: 1 Min.

Wehe dem, der die öffentliche Hand Bayerns als Anleger hat. Die freistaatlichen Stellen sind nämlich äußerst nachtragend, wenn sie mal große Summen verspielt haben: So zog man schon gegen den Nachbarn Österreich in Sachen Pleitebank Hypo Alpe Adria vor Gericht – und nun leitet das CSU-regierte Bayern juristische Schritte gegen Volkswagen und damit gegen das rot-grüne Niedersachsen als Großeigner des Autokonzerns ein. Die staatlichen Zocker aus München wollten unter anderem mit VW-Aktien gute Gewinne machen, um die Pensionen der bajuwarischen Beamten sicherzustellen – die Abgas-Affäre hat diese Aussicht vernebelt.

Nun ist es generell eine fragwürdige Variante, die Altersversorgung dem Auf und Ab an den Börsen auszuliefern, auch wenn vermeintliche Rentenreformer hierin die Zukunft sehen. Pensionsfonds sind nun mal bisweilen eine wacklige Angelegenheit – die Niedrigzinsphase dürfte die Risikobereitschaft und damit das Verlustrisiko noch erhöht haben. Am Fall VW zeigt sich gleichzeitig die Schizophrenie der Pensionsfondswelt: Setzen sich alle Kläger mit ihren Entschädigungsforderungen durch, könnte die gesamte VW-Familie in Schieflage geraten. Negative Folgen hätte dies auch für die bayerische Tochter Audi und deren Beschäftigte. Bayern würde einen Erfolg für seine Pensionäre erzielen – und sich ins eigene Fleisch schneiden.

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