Pjöngjang droht mit atomarem Erstschlag

Manöver der USA mit Südkorea verärgert den Norden

  • Lesedauer: 2 Min.

Seoul. Begleitet von Drohungen aus Nordkorea haben die Streitkräfte Südkoreas und der USA am Montag ein gemeinsames Großmanöver gestartet. Die Regierung in Pjöngjang sprach von einer Provokation und die nordkoreanische Volksarmee kündigte einen »atomaren Erstschlag« an, sollte die Souveränität Nordkoreas verletzt werden. Jegliche Angreifer würden »in einen Haufen Asche verwandelt«, hieß es in einer Erklärung.

Südkorea und die USA versichern, das jährliche gemeinsame Militärmanöver »Ulchi Freedom« habe einen rein defensiven Charakter. Die Beteiligten spielen bei der zweiwöchigen Übung das Szenario eines Einmarschs der Streitkräfte Nordkoreas in den Süden durch. Die Übung ist zu großen Teilen computersimuliert, doch wirken dabei 50 000 südkoreanische und 25 000 US-Soldaten mit.

Nordkoreas Außenministerium nannte das Manöver einen »unverzeihlichen kriminellen Akt«, der die koreanische Halbinsel »an den Rand des Krieges« bringen könnte. Die Volksarmee nannte das Manöver eine Übung für einen atomaren Überraschungsangriff gegen Nordkorea und für eine Invasion in das Land.

Verschärft werden die Spannungen in diesem Jahr durch den Konflikt um eine Reihe von nordkoreanischen Überläufern, die sich in den Süden abgesetzt haben. Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye wertete dies als Beleg für innere Wirren in Nordkorea. Auf einer Kabinettssitzung warnte sie vor gewaltsamen Reaktionen des Nordens. »Es ist zunehmend wahrscheinlich, dass Nordkorea Terrorangriffe und Provokationen unternimmt, um interne Unruhen abzublocken, weitere Fahnenfluchten zu verhindern und Verwirrung bei uns zu stiften«, sagte sie. Die südkoreanische Armee stehe bereit, um in einem solchen Fall »hart zurückzuschlagen«.

Nach Einschätzung von Fachleuten besteht die Gefahr, dass ein unbeabsichtigter Zwischenfall eskalieren könnte. Pjöngjang hatte Anfang des Jahres verkündet, erstmals erfolgreich eine Wasserstoffbombe gezündet zu haben. Experten bezweifeln, dass es sich tatsächlich um eine solche Bombe handelte.

Später kappte Nordkorea die beiden existierenden Hotlines nach Südkorea, eine für den Austausch von Militärinformationen, die andere für die Kommunikation von Regierung zu Regierung. Im Juli beendete Pjöngjang auch seine einzige Kommunikationsverbindung mit den USA: Der »New York-Kanal« wurde abgeschaltet, über den Diplomaten der USA und Nordkoreas bei der UNO Kontakt zueinander hielten.

Vergangene Woche setzte sich ein ranghoher nordkoreanischer Diplomat nach Seoul ab. Der Vizebotschafter Nordkoreas in London, Thae Yong Ho, sei zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn übergelaufen, teilte das Wiedervereinigungsministerium in Seoul mit. Im April sorgten 13 Nordkoreaner für Schlagzeilen, die sich aus China nach Südkorea absetzten. AFP/nd

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