Das hässliche Entlein VW

Kurt Stenger über ein Jahr Abgasaffäre

Die Geschäfte bei VW laufen blendend. Im August lieferte der Konzern weltweit rund 759 000 Autos aus und damit 6,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Mehr als die Hälfte steuerte die Kernmarke Volkswagen bei.

VW - da war doch was? Ein Jahr ist es her, dass einer der größten Skandale der Industriegeschichte ans Licht kam. Der Konzern hatte in Millionen Dieselfahrzeuge eine illegale Einrichtung eingebaut, die dafür sorgte dass die Abgasreinigung nur bei offiziellen Prüftests voll funktionierte. Dies hätte der Weckruf sein können, nicht nur für VW, endlich Autos zu entwickeln, die möglichst wenig Stickoxide oder CO2 emittieren. Doch die Industrielobby leistete ganze Arbeit - der Vorgang wurde kleingeredet auf ein Fehlverhalten einer kleinen Gruppe von Ingenieuren und Managern bei VW. Für das Verkehrsministerium und das Kraftfahrt-Bundesamt sind Umweltgruppen, die den Skandal einst enthüllten, noch immer mehr Störenfriede denn Informanten. Abgastests werden nur auf Druck aus Brüssel irgendwann mal ein bisschen verschärft. Auch mit der versprochenen Aufklärung ist es nicht weit her - man weiß kaum mehr als vor einem Jahr.

Es ist quasi die etwas komplexere Variante eines Märchens von Hans Christian Andersen: Der einst schöne Schwan VW mutierte erst zum hässlichen Entlein, bevor er nun wieder den stolzen Schwan mimt.

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