Über den Dingen
Im Kino: »Arrival« von Denis Villeneuve
Zwölf muschelförmige Ufos haben sich gleichmäßig über die Erde verteilt, schweben knapp über dem Boden und verharren dort tatenlos. Diese Konstellation lässt noch alle Möglichkeiten offen - vom freundlich-philosophischen »ersten Kontakt« mit Wohlgesinnten bis zur drohenden Ausrottung der Menschheit durch feindliche und technisch überlegene Aliens. Von diesem Punkt der Erzählung kann sich die Geschichte also entweder in Richtung einer patriotischen Ballerei à la Roland Emmerich (»Independence Day«) entwickeln oder zu einer eher nachdenklichen (latent kitschigen) Fingerübung über das Aufeinanderprallen zweier fehlerhafter Welten wie Steven Spielbergs »Begegnung der dritten Art« oder Robert Zemeckis’ »Contact«. Doch Denis Villeneuve (»Sicario«, »Prisoners«) ist momentan einer der begabtesten und visionärsten Hollywood-Regisseure und so hat er jene beiden in der Sci-Fi-Kultur sattsam durchgespielten Szenarios ignoriert und mit »Arrival« ein komplexes Drama mit einem Anspruch zwischen »Inception« und »Interstellar« geschaffen.
Alle Versuche der Kontaktaufnahme mit den schweigenden und darum schwer einzuschätzenden Besuchern scheitern zunächst. Schließlich wendet sich die US-Armee in der Person des abgekochten, aber integren Colonel Weber (Forest Whitaker) an die berühmte Sprachwissenschaftlerin Louise Banks (Amy Adams), die für die Regierung bereits abgehörtes Spionagematerial übersetzt hat. Gemeinsam mit dem Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) gelingt es Banks schließlich, in eine einfache Form der visuellen Kommunikation mit den oktopus-artigen Astronauten der Muschel-Raumschiffe einzutreten, und so in einem mühsamen und von allerlei Rückschlägen bedrohten Prozess die Sprache der Aliens zu entschlüsseln.
Aber es ist ein Rennen gegen die Zeit - und gegen die Ungeduld der militärischen US-Falken, die schon mit den Füßen scharren und endlich ihre teuren Waffen einsetzen wollen. Derweil spitzt sich die Lage auch international zu, da die militärischen Hinterwäldler in Russland und China (natürlich!) noch aggressiver sind als ihre US-Pendants. In einer fast schon lustigen Verkehrung der Realität kommt hier also ausgerechnet US-amerikanischem Militärpersonal die Rolle von um den Weltfrieden besorgten Vermittlern zu. Doch diese propagandistischen Aspekte waren zum einen zu erwarten, zum anderen treten sie schließlich in den Hintergrund.
Man kann von der ausgefuchsten und wendungsreichen Handlung in »Arrival« leider nicht mehr preisgeben. Doch man kann feststellen, dass der Film auf einem originellen und klugen Gedankenkonstrukt fußt, das sich am Ende (entgegen möglicher Zweifel) spektakulär und schlüssig zusammenfügt. Und der Exkurs in die Rätsel unseres Daseins kann prächtig unterhalten: Die routinierten bis überzeugenden Schauspieler, das betörende und doch zurückhaltende visuelle Konzept, die teils abgründige Bombastmusik, die reduzierte, aber nie billige Ausstattung - diese Elemente verbinden sich zu einer emotionalen und doch cleveren und dabei angenehm langsam erzählten Geschichte.
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