Akut helfen und Weichen stellen

Martin Ling über Hunger in Afrika und die Zukunft der Welternährung

Die Gegenwart ist dramatisch, die Langzeitprognose pessimistisch. Aktuell drohen laut der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) Hungersnöte in Südsudan, Somalia, Jemen und Nigeria. Überall ist es eine Kombination aus Dürre und bewaffneten Konflikten, die die Lage dort für Hunderttausende so verschärft hat, dass ihnen der Hungertod droht, wenn nicht alsbald Hilfe bei den Bedürftigen ankommt. In Kenia und Äthiopien sind es keine Waffen, die die Bauern vom Feld fernhalten, dort reicht die Dürre allein, um ein Hungerkatastrophenszenario näher rücken zu lassen. Rund 20 Millionen Menschen sind derzeit vom Hunger bedroht. Bis Ende März braucht die UNO rund 4,2 Milliarden Euro für Nothilfe. Bisher stehen läppische 85 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist beschämend, aber nicht wirklich verwunderlich in einer Welt, in der aktuell auf 160 Milliarden Euro globaler Entwicklungshilfe im Jahr 1700 Milliarden Euro Ausgaben für Rüstung kommen.

Der vom deutschen Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) geforderte ständige Krisenfonds im Volumen von zehn Milliarden Dollar, aus dem Sofortmaßnahmen finanziert werden könnten, wäre ein Schritt in die richtige Richtung in Sachen Nothilfe. Doch ebenso dringlich ist es, endlich mit einer Weichenstellung in der globalen Landwirtschaft zu beginnen: Hungerbekämpfung erfordert die Einkommensstabilisierung bei den Ärmsten der Armen, drei Viertel aller Hungernden leben auf dem Land. Dass der FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva nun mehr Unterstützung für Kleinbauern gefordert hat, ist überfällig. Bei Appellen darf es freilich nicht bleiben – weder bei der FAO noch beim Nothilfefonds.

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