Nazis marschieren bei Würzburger Fasching mit

Aktivisten der rechtsradikalen Kleinstpartei »Der III. Weg« provozieren mit rassistischem Aufzug

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Sonntag dürfte es unter den Zuschauern des Faschingsumzugs in Würzburg wohl einige empörte Gesichter gegeben haben. Der Grund: Mehreren Aktivisten der Neonazi-Kleinstpartei »Der III. Weg« war es offensichtlich gelungen, sich unbemerkt in den Festumzug einzureihen und für ihre rechte Propaganda zu missbrauchen. Anstatt harmloser Tanz- und Musikeinlagen lieferten die Rechtsradikalen eine rassistische Darbietung ab.

Etwa ein Dutzend Rechte hatten sich ihre Gesichter schwarz gefärbt, um mutmaßlich Asylsuchende aus afrikanischen Staaten darzustellen. Zwei Rechte hielten ein Transparent mit der Aufschrift »Wir wissen genau Abschieben wird uns keine Sau!« in die Höhe, während ein weiterer Anhänger der Nazipartei als Kanzlerin Angela Merkel verkleidet, den rechten Aufzug anführte.

Außerdem riefen die mittels »Blackfacing« und »Rasta-Look« verkleideten Rechten wiederholt »Money, money, money«, was offensichtlich die Behauptung zum Ausdruck bringen sollte, Geflüchtete würde nur nach Deutschland kommen, um Sozialleistungen zu kassieren.

Nicht zufällig dürfte sich »Der III. Weg« für seine rassistische Störaktion den Umzug in Würzburg ausgesucht haben. Die Veranstaltung gilt mit allein 100.000 Zuschauern vor Ort als größter Karnevalsumzug außerhalb des Rheinlandes. Hinzukommen Hunderttausende Jecken, die das Spektakel live in der Übertragung des Bayerischen Rundfunks (BR) zu sehen bekamen. Mit ins Bild kamen dabei allerdings auch die Neonazis, die zuvor ausgekundschaftet haben mussten, an welchen Stellen entlang der Strecke die TV-Kameras standen. Für etwa 30 Sekunden waren die Rechtsradikalen deshalb auch im Fernsehen präsent. Auf Nachfrage von Zuschauern erklärte der BR via Twitter, aufgrund der Livesituation seien solche Bilder nicht zu verhindern, es sei aber »schnell reagiert« worden, weshalb »die Provokation« nur kurz zu sehen gewesen wäre. Im Internet feierte sich die Neonazi-Partei dennoch für die Aktion, stellte zudem ein eigenes Video davon online. Der Sprecher der Grünen Jugend Würzburg, Sebastian Hansen, bezeichnete die Aktion als »widerlich rassistisch«.

Würzburg als auch das umliegende Unterfranken gelten neben Sachsen als eine der Regionen, auf die sich »Der III. Weg« mit seinen Aktivitäten bisher konzentrierte. Allein 80 der 360 Mitglieder stammen aus Bayern. Nach Angaben des Lokalblogs »Würzburg erleben« hatte es zuletzt am 18. Februar einen Aufmarsch von 160 rechtsradikalen Parteianhängern in der Stadt gegeben, die damit das Gedenken an den Jahrestag der Bombardierung Dresdens missbrauchten. Die starke Präsenz der Gruppierung in Franken ist zudem dadurch zu erklären, da »Der III. Weg« als Nachfolgeorganisation des verbotenen »Freien Netzwerk Süd« gilt, der vor allem in Franken aktiv war.

Die Polizei versuche jetzt, an mehr Filmmaterial von der Aktion zu kommen und die Beteiligten zu ermitteln.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -