Aufruf für Engelbert Lütke Daldrup

Karsten Mühlenfeld wird als BER-Geschäftsführer durch Berliner Staatssekretär ersetzt

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Der im Bau befindliche Hauptstadtflughafen entwickelt sich schon vor seiner Eröffnung zu einem wahren Jobmotor. Der bisherige Chef der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB), Karsten Mühlenfeld, ist entlassen. Nachfolger wird Engelbert Lütke Daldrup (SPD), bisher Staatssekretär im Berliner Senat und dessen Flughafenkoordinator. Diese Entscheidung fiel in der Sonderaufsitzung des Aufsichtsrats am Montag. Bei der anschließenden Pressekonferenz verkündet der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) auch seinen Rückzug als Aufsichtsratschef des Unternehmens. Dies sei aus Compliance-Gründen notwendig.

Stein des Anstoßes war die Freistellung von Jörg Marks als Bauleiter der FBB durch Mühlenfeld wegen verfehlter Termine. »Es gab eine sehr kritische Diskussion im Aufsichtsrat, ob diese Entscheidung überhaupt sachgerecht war«, sagt Müller. »Auf dieser Basis war keine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich«, so Müller. Laut Medienberichten forderte neben Berlin auch der Bund die Entlassung Mühlenfelds wegen des nicht abgestimmten Vorgehens. Beide konnten jedoch im ersten Teil der Sondersitzung am Mittwoch vergangener Woche den dritten Gesellschafter, Brandenburg, nicht von diesem Schritt überzeugen.

Der bisher nur freigestellte, aber nicht entlassene Jörg Marks kehrt als Bauleiter zurück. »Der Aufsichtsrat steht auch zur Arbeit von Marks kritisch«, sagt der Regierende Bürgermeister. Allerdings habe es unter Marks’ Ägide »das erste Mal einen genehmigten Flughafen« gegeben. Der bereits von Mühlenfeld als neuer Bauchef verpflichtete Christoph Bretschneider wird »seine Arbeitskraft in den nächsten Tagen nicht zur Verfügung stellen«, erklärt Müller. Man werde aber schon eine Aufgabe für ihn finden.

Das in Marks gesetzte Vertrauen erstaunt bei der Lektüre einer vom »Tagesspiegel« veröffentlichten Defizit-Analyse, das die Risiken für eine Inbetriebnahme des BER im Jahr 2018 detailliert auflistet. Da heißt es zum Beispiel, dass seit Frühjahr 2016 im Baubereich bekannt sei, dass die Zuordnung der Alarmierungsbereiche von Brandmelde- und Sprinkleranlage nicht übereinstimmten. Auch dass die Sprinkleranlage insgesamt unterdimensioniert sei, habe der Marks untergeordnete Baubereich andere Abteilungen nicht wissen lassen. »Solche Papiere haben im Aufsichtsrat niemanden beeindruckt«, lässt Müller wissen. Sie seien »interessengeleitet«, bei jeder Entscheidung wären diskreditierende Informationen veröffentlicht worden.

Mühlenfelds Ablösung sei fatal, sagte Herbert Behrens, Verkehrsexperte der Linksfraktion im Bundestag. »Mit ihm geht nämlich der letzte Fachmann in der Unternehmensspitze, was monatelanges Chaos zur Folge haben kann.« Die CDU im Abgeordnetenhaus hat für die nächste Sitzung am kommenden Donnerstag eine Aktuelle Stunde zum Thema beantragt.

»Mit dem angekündigten Rückzug des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller werden auch die weiteren bisherigen Berliner Aufsichtsräte ihr Mandat niederlegen«, heißt es bei den Grünen im Abgeordnetenhaus. Demnach werden sich auch Kultursenator Klaus Lederer (LINKE) und Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) zurückziehen. Das Kontrollgremium tagt am 17. März wieder, zunächst leiten es die stellvertretenden Vorsitzenden, der ver.di-Funktionär Holger Rößler und Brandenburgs Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider. Brandenburg habe Interesse, den Vorsitz im Aufsichtsrat zu übernehmen, sagte Müller.

Mit der Ablösung Mühlenfelds gibt es nach zwei Jahren den nächsten Führungswechsel beim BER. Airlines hatten zuvor davor gewarnt, sich von Mühlenfeld zu trennen. Sie fürchten weitere Verzögerungen. Lütke Daldrup wird bereits der vierte Flughafenchef seit Baubeginn im Jahr 2006. Rainer Schwarz hatte wegen der geplatzten Eröffnung 2012 und des Krisenmanagements danach 2013 seinen Hut nehmen müssen. Sein Nachfolger Hartmut Mehdorn blieb bis März 2015 zwei Jahre lang am BER. Er trat nach Konflikten mit dem Aufsichtsrat zurück. mit dpa

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