Angestellt

Kurt Stenger über die Personalpolitik bei der Bahn

Die Ernennung von Bahnchefs ist immer auch eine Frage der politischen Kräfteverhältnisse. Gute Kontakte zur Bundesregierung oder gar das richtige Parteibuch sind wichtigere Entscheidungshilfen als bei anderen Stellenvergaben. Deshalb sprach vieles dafür, dass der CDU-Politiker Roland Pofalla die Nachfolge des im Verkehrsministerium in Ungnade gefallenen Rüdiger Grube antreten würde. Doch weit gefehlt: Da der Bundestagswahlkampf seinen Schatten vorauswirft und die im Schulz-Hoch taumelnde SPD zunehmend nassforsch agiert, war der Kanzlerin-Vertraute einfach nicht durchsetzbar. Und ein Machtwort Angela Merkels hätte angesichts der vielen Probleme bei dem Schienenstaatskonzern auf diese zurückfallen können. Und so wurde ganz neutral entschieden: Grubes rechte Hand, Finanzvorstand Richard Lutz, soll es erst mal machen.

Unpolitisch war die Entscheidung aber ganz und gar nicht. Der neue Bahnchef, der sich vorrangig um gute Bilanzen gekümmert hat, wird das Primat der Umsatz- und Gewinnsteigerung noch verstärken. Eine Bahn im Dienste der Kunden und Mitarbeiter - pünktlich, flächendeckend, sozial - ist nicht sein Metier. Wobei so etwas aber auch gar nicht in der Macht des obersten Eisenbahnangestellten des Bundesverkehrsministeriums liegt: Die Weichenstellungen für einen echten Ausbau des umweltfreundlichsten Verkehrsträgers müssten an anderer Stelle vorgenommen werden. Doch angesichts der politischen Kräfteverhältnisse ist damit auf absehbare Zeit nicht zu rechnen.

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