Der Katalysator

Personalie

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Gewaltfantasien und Killer-Posen von Gangster-Rappern sollte man nicht zu wörtlich nehmen. In 90 Prozent der Fälle sind sie nicht ernst gemeint, sondern funktionieren als rein verbales Spiel mit der Provokation. Diese gerade in deutschen Medien oft missachtete Regel kann nun für und gegen den US-Rapper Snoop Dog verwendet werden, der in einem aktuellen Video einem Menschen mit dem Gesicht des US-Präsidenten Donald Trump in den Kopf schießt.

Würde man die Regel anwenden, so wäre dieser Text hier überflüssig, da es sich bei der Hinrichtung dann nur um eine großmäulige »jugendliche« Provokation ohne politischen Ernst, ohne Konsequenzen handeln würde. Nähme man Snoop Dogs drastische Handlungsanweisung allerdings als solche, so würde er dadurch zwar urplötzlich in der ersten Reihe ultra-militanter Politaktivisten stehen. Doch es würde sich auch eine ganze Reihe von Fragen aufdrängen.

Etwa die, wie ernst Snoop Dogs Anti-Waffen-Posen der letzten Zeit gemeint waren. Oder welch ein Shit-Storm auf den nun teils beklatschten 45-jährigen Rapper und Vater dreier Kinder niedergegangen wäre, hätte er Hillary Clinton symbolisch in den Kopf geschossen. Oder auch die Frage nach den albtraumhaften und nur negativen polizeistaatlichen Folgen, die ein Attentat auf den US-Präsidenten hätte. Ganz prinzipiell könnte man nach dem Ursprung einer verrohten Atmosphäre fragen, in der sich nicht nur der in Kalifornien geborene Gangster-Rap-Superstar, sondern auch CNN-Moderatoren eine solche Bluttat öffentlich ausmalen - ganz so, als sei sie ein denkbares demokratisches Verfahren, das der »Zivilgesellschaft« sozusagen als »Notwehr« zustehe.

Und komme jetzt niemand mit dem »Tyrannenmord«: Ein Mord an Trump wäre eher Katalysator und Rechtfertigung dafür, die USA in eine tatsächlich faschistische Gesellschaft zu transformieren. Oder glaubt etwa jemand ernsthaft, dass nach dem Attentat die Graswurzel an die Macht käme?

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