Kein Outlet-Center in Schwerin

Stadt sagt Nein - doch zu »Wittenburg Village« gibt es noch keine Entscheidung

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Wo könnte ein riesiges Einkaufszentrum künftig Kaufkraft aus Mecklenburg-Vorpommers Hauptstadt abziehen? Im 40 Kilometer entfernten Wittenburg oder aber direkt in Schwerin? Eine Frage, die viele Einzelhändler bewegte, seit sie erfuhren: Nicht nur das Großprojekt »Wittenburg Village« solle Kunden anlocken, vielmehr sei eine weitere große Konsumlandschaft im Gespräch. Direkt an der Ludwigsluster Chaussee im südlichen Schwerin wolle ein Investor sein »Factory Outlet Center« namens »Schwerino« errichten.

Zumindest dieses Vorhaben dürfte den Geschäftsleuten keine Bauchschmerzen mehr bereiten, wird doch die Stadtverwaltung keine »Planungsanzeige« für jenes Outlet Center an die zuständige Behörde abgeben. Das hat jetzt Schwerins Bau- und Wirtschaftsdezernent Bernd Nottebaum bestätigt. Der Investor wiederum hatte signalisiert: Ohne kommunale Planungsanzeige werde er das Center nicht bauen. Auf dem Areal, das dafür ausgesucht worden war, soll nun nur ein Verbrauchermarkt entstehen.

Konsequent bleiben wird die Stadt laut Nottebaum auch hinsichtlich des Outlet-Centers in Wittenburg. »Es bleibt bei unserer Ablehnung«, bekräftigt der Dezernent. In den Reihen des Schweriner Einzelhandels wird bedauert, dass es vom Land noch immer keine Entscheidung zu »Wittenburg Village« gibt. Die Ladenbesitzer hoffen auf ein Nein, setzen auf eine Bestimmung, die besagt: In Mecklenburg-Vorpommern dürfen Verkaufsflächen mit mehr 5000 als Quadratmetern nur in sogenannten Oberzentren geschaffen werden, in Schwerin beispielsweise. Nicht jedoch in oder nahe einem Ort wie Wittenburg.

Eine Investorengruppe aus den Niederlanden möchte dort neben der seit Jahren bestehenden Wintersporthalle »Alpin Center« an der Autobahn 24 ein Outlet-Center mit 13 000 Quadratmetern Verkaufsfläche errichten. Vor allem Markenartikel sollen dort in etwa 65 Geschäften angeboten werden. Sofern die Behörden grünes Licht dafür geben, möchten die Investoren in unmittelbarer Nähe ein Urlaubsdorf mit 110 Ferienhäusern, Spaßbad, Schwimmhalle und Sauna bauen und ein bereits vorhandenes Hotel erweitern. Von rund 75 Millionen Euro Investitionssumme ist die Rede. Das Ganze soll dann unter dem Namen »Wittenburg Village« Kundinnen und Kunden anlocken - jährlich rund 1,5 Millionen Menschen, schätzten die Planer.

Zahlen, die Kaufleuten in Schwerin und in der Umgegend Angst machen. Sie hoffen, dass das Land aufgrund der »Oberzentren-Regel« den Holländern eine Abfuhr erteilt. Aus den Ministerien, die an der Entscheidung beteiligt sind, ist nichts zu erfahren. Die Investoren indes setzen darauf, dass ihnen die Landesebene für »Wittenburg Village« eine Ausnahmeregelung erteilt, Grundlage dafür könnte ein sogenanntes »Zielabweichungsverfahren« sein.

Auch Wittenburgs Bürgermeisterin Margret Seemann (SPD) erwartet eine zeitnahe, eindeutige Stellungnahme aus Schwerin, hatte sie doch Anfang des Jahres geäußert: Spätestens Ende März, Anfang April müsse das Land entschieden haben, ob das Center gebaut werden darf.

Wie viele Einzelhändler in der Hauptstadt, so dürfte auch die Village-Befürworter beruhigt sein über die Absage an das »Schwerino«-Projekt. Dieses war offensichtlich ein Aufreger in Wittenburg gewesen. Hatte doch die Bürgermeisterin gegenüber der »Schweriner Volkszeitung« geschimpft: Die Ankündigung von Wirtschaftsdezernent Bernd Nottebaum, dass in Schwerin ein Outlet-Center geplant werde, um »damit den Bau von ›Wittenburg Village‹ zu verhindern«, mache deutlich, dass die ablehnende Haltung zum Großprojekt in Wittenburg nicht aus Sorge um den Einzelhandel, »sondern aus Neid und Missgunst gegenüber Entwicklungen im Umland und in der Region« erfolge. Auch diese Vermutung ist durch das Nein zu einem »Schwerino«-Outlet-Center nun ausgeräumt.

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