Milo Rau provoziert
»Five Easy Peaces«
In Frankreich hat Jean-Frédéric Poisson, der Präsident der Christdemokratischen Partei Frankreichs, ein Verbot von Milo Raus Stück »Five Easy Pieces« gefordert. In einer Pressemitteilung teilte Rau mit, der katholische Politiker habe bereits eine Petition gegen den Theaterabend aufgesetzt. »Kinder eine solche Geschichte darstellen zu lassen, deren Tragweite ihnen nicht bewusst ist, verwickelt sie in eine ungehörige und traumatisierende Situation«, heißt es in dem offenen Brief, den bis Sonntagmittag etwa 12 5000 Gegner des Stücks unterzeichnet hatten. Poisson ist ein französischer Parlamentsabgeordneter, der im Rahmen der Vorwahlen zu den französischen Präsidentschaftswahlen über die Grenzen seiner Partei hinaus bekannt wurde. Er gilt als einer der zentralen Vertreter der christlichen Rechten in Frankreich.
Milo Raus Stück behandelt die Taten des belgischen Mädchenmörders und Sadisten Marc Dutroux. Rau gastiert damit derzeit im Theater in Nanterre bei Paris. Philippe Quesne, der künstlerische Leiter des Hauses, sagte: »Ähnliche Reaktionen in Paris gab es bereits bei einem Stück von Romeo Castellucci«. Der italienische Regisseur hatte 2011 den Hass französischer Rechter auf sich gezogen, weil er eine Jesus-Darstellung in ein Stück integrierte.
Im Oktober war ein Gastspiel in Frankfurt am Main nicht zustande gekommen, weil der Jugendschutz eine Auftrittsgenehmigung für die beteiligten Kinder zwischen neun und 13 Jahren verweigerte. Umso besser, dass das von der Kritik viel gelobte Werk zum Berliner Theatertreffen im Mai eingeladen ist, wo der erneute Versuch der politischen Einflussnahme ein ganz anders Echo nach sich ziehen würde. nd
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