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Zum Hauptgang »Mamma«
Anette Beckmann über die Kunst des Kochens und Genießens
In jungen Jahren lebte ich Tür an Tür mit einer sizilianischen Familie. Die dreijährige Tochter Delicia war fast täglich bei mir zum Essen. Am liebsten aß sie Schwarzbrot. Ihrer Mutter gefiel das ganz und gar nicht, aber es half alles nichts, die Tochter bestand darauf, dass es auch zu Hause kein Weißbrot, sondern für sie nur noch »Pane tedesco« gibt. Ihre »Mamma« hat mir das übelgenommen; als es für alle im Haus Schnecken in Olivenöl gab, bekam ich nichts ab. Es gibt Lebensweisheiten, die sind ehern gültig. Zum Beispiel die, dass man sich niemals mit italienischen Müttern anlegen sollte.
Anette Beckmann/ Marion Goedelt: Die Küche steht Kopf
Tulipan Verlag. 64 S., geb., 15 €.
Die Berliner Autorin Annette Beckmann hat diese Lebensweisheit in ihrem Buch noch verfeinert. Leg dich nie mit italienischen Schwiegermüttern an, sagt Mario. Mario ist Neapolitaner, leidenschaftlicher Koch, der Freund von Henris und Carlottas Tante Uli, aber zuvorderst natürlich Sohn.
Henri und Carlotta wohnen vorübergehend bei ihrer Tante, weil ihre Eltern für eine Woche auf Dienstreise sind. Uli kann eigentlich gar nicht kochen, außer vielleicht Kartoffelbrei aus der Packung. Dass Uli nicht kochen kann, sagt auch Mario, bevor er nach Neapel enteilt, um seine Mutter zum Vorstellungsbesuch bei der Schwiegertochter in spe abzuholen.
Das will Uli nicht auf sich sitzen lassen, und so versucht sie eine Woche lang zusammen mit ihrer Nichte und ihrem Neffen, den Rückstand in Sachen Kochkunst auszugleichen.
Junge Leserinnen und Leser können sie bei diesem von Marion Goedelt illustrierten Crashkurs begleiten. Sie gehen mit Carlotta und Henri auf den Markt, erfahren etwas über die Ernährungspyramide, über Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln, über die fünf Geschmacksrichtungen, darüber, warum man ein Kalbsschnitzel klopfen muss (damit es flach und gleichmäßig dick wird und nicht, was ein weitverbreiteter Irrtum ist, damit es weich wird).
Das ist auch für Erwachsene ein Informationserlebnis. Der Knoblauchgestank, so erfahren wir, kommt vom Allicin. Es entsteht, wenn die Zellen des Knoblauchs zerschnitten werden und es breitet sich in unserem Körper aus. Über unseren Atem und unsere Poren gelangt es dann wieder nach draußen. Kurzum: Es stinkt!
Uli, Carlotta und Henri legen sich mächtig ins Zeug. Sie lernen, wie man Pesto selbst zubereitet und ein perfektes Risotto zaubert. Am Ende steht das mehrgängige Menü, und »Mamma« kann kommen.
Natürlich geht zum Schluss einiges schief, das Risotto brennt an. Marios »Mamma« kümmert das herzlich wenig. Sie ist schließlich nicht nach Deutschland gekommen, um italienisch zu essen. »Risotto essen wir in Neapel doch jeden zweiten Tag!«, sagt sie. Auf was sie sich wirklich gefreut hat, sei hier nicht verraten. Ein kleiner Tipp: Es ist ein typisches Berliner Gericht, Döner ist es aber nicht.
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