Kuba, Vietnam und immer wieder Leben in der DDR

Eberhard Panitz zum 85. Geburtstag

  • Wiljo Heinen
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn Du skurrile Briefe bekommst, leite sie unbedingt an mich weiter«, so Eberhard Panitz, als ich ihn kürzlich besuchte. Seit Jahr und Tag feiert er seinen Geburtstag zusammen mit dem Ernst Thälmanns am 16. April - und in diesem Jahr begeht die westliche Christenheit ihr höchstes Fest just an seinem 85. Geburtstag.

Kuba, Vietnam, und immer wieder: das Leben in der DDR. Der schwierige, der mühevolle - aber auch: der lustvolle - Aufbau des Sozialismus, das »Einfache, das schwer zu machen ist«. In Panitz’ Werk ist das keine abstrakte Feststellung über die zukünftige Gesellschaft. All dies lebt - seine Romane, Erzählungen, Hörspiele, Drehbücher greifen mit vollen Händen ins Leben. Seine »Heldinnen« (oft sind es starke Frauen, die Panitz beschreibt) und »Helden« sind selten Henneckes, auch wenn sie sich redlich mühen. Da kann schon mal eine oder einer aus Liebe »straucheln«.

Die Frage eines Lesers, ob das »wahre Geschichten« seien, die er erzählt, bejaht Eberhard Panitz: »Sie sind nur einmal durch meinen Kopf gegangen - es hat sich also nicht so zugetragen, wie sie zu lesen sind.« Mir - als »Westgeborenem« - vermittelten seine wahren Geschichten Facetten des DDR-Lebens, die nicht in den Schulbüchern standen.

Eberhard Panitz und sein Werk zu würdigen trägt heute die Eulen weiter als Athen. Nicht zuletzt, weil für ihn, den Nationalpreisträger der DDR, nach 1989 kein Platz mehr in der Literaturlandschaft war. »Ein paar kleine emsige linke Verlage gab es noch«, für ihn und seine Freunde und Genossen, »doch einige schwanden dahin, die Feindschaft, der Hass und der Neid ringsum war zu groß. Ein neuer Verlag für Andersdenkende aus Ost und West musste her.« Das schrieb Panitz zum zehnten Geburtstag des von mir geleiteten Verlages, den er 2006 mit aus der Taufe hob.

Seinen 85. Geburtstag muss Eberhard Panitz in einem Pflegeheim verbringen - zu Silvester »erwischte« ihn ein schwerer Schlaganfall. »Dass man sowas einem Lebenden antut«, dieser Seufzer im Rollstuhl mag als seine Kurzzusammenfassung über die Zustände im deutschen Pflegesystem gelten. Vielleicht aber auch für mehr: Was man alles den Lebenden antut und dass dem ein Ende bereitet werden muss.

Der Autor ist Leiter des Verlags Wiljo Heinen in Berlin.

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