Demonstrationsverbot für G20-Gegner in Hamburgs Innenstadt

Kundgebungen von AktivistInnen des Gängeviertels untersagt / Befürchtete »blaue Zone« droht

  • Fabian Hillebrand
  • Lesedauer: 2 Min.

Seit längerem spekulieren AktivistInnen, AnwohnerInnen und Medien über eine »blaue Zone« während des G20-Gipfels in Hamburg. Nun scheint klar, dass es eine solche Sonderrechtszone Anfang Juli in der Hansestadt geben wird. Das ergab eine Anfrage des Vereins Gängeviertel.

Wie die AktivistInnen am Dienstag bekannt gaben, wollten sie zwei Kundgebungen in der Innenstadt anmelden. Die Versammlungsbehörde lehnte die Anträge jedoch mit Wirkung vom 18. Mai ab - mit Verweis auf eben jene »blaue Zone«. Gemeint ist ein Bereich in der Hansestadt, in dem bestimmte Grundrechte temporär nicht gelten. Unter anderem das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit. Im Gegensatz zu einer roten oder einer gelben Zone darf sich in der blauen durchaus aufgehalten werden - nur demonstriert werden darf dort eben nicht.

Emily Laquer von der »Interventionistische Linken«, die sich an den G20-Protesten beteiligen wird, zeigt sich im nd-Gespräch wenig überrascht: »Diese Maßnahme reiht sich in eine ganze Reihe von Grundrechtsaushebelungen, die nicht nur wir AktivistInnen, sondern die ganze Stadt ertragen muss.« Die Verbotszone wird sich laut AktivistInnen über weite Teile der Innenstadt bis hin zum Flughafen sowie über einige Stadtviertel, die östlich und westlich an die Alster angrenzen, erstrecken.

Das Gängeviertel verurteilt in seiner Erklärung die willkürliche Einschränkung von Grundrechten und will rechtliche Schritte prüfen. Damit sind sie nicht die ersten: Schon im April wurden die Anmelder der Demonstration »Grenzenlose Solidarität statt G20« im Kooperationsgespräch mit der Polizei mit einer »blauen Zone« konfrontiert. Damals hatte die Versammlungsbehörde versprochen, die genaue Ausformung des Bereichs noch einmal zu prüfen.

»Es ist ein Widerspruch, einerseits alles verbieten zu wollen und andererseits vom Fest der Demokratie zu sprechen«, kommentiert Emily Laquer die Äußerungen von Hamburgs Innensenator Andy Grote, der zuvor von einem »Festival der Demokratie« im Hinblick auf das Gipfeltreffen in seiner Stadt sprach.

Die AktivistInnen wollen die Verbote nun juristisch prüfen lassen. »Wir ziehen vor Gericht. Aber am Ende entscheidet die Straße. Seine politischen Rechte verteidigt man, indem man sie ausübt«, gibt sich Laquer kämpferisch.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.