Von Rostkreuz keine Spur mehr
Der einst marode Umsteigeknoten Ostkreuz nähert sich langsam aber sicher der Vollendung
»Die Inselstadt Köpenick kriegt wieder Anschluss an das Festland Berlin.« So formuliert Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Berlin, eine erfreuliche Nachricht für die S-Bahn-Fahrgäste. Denn die Bauarbeiten am Ostkreuz gehen dieses Jahr in den Endspurt. Ab dem 21. August soll die S 3 wieder von Erkner in die Innenstadt durchfahren, nachdem sie ein Jahrzehnt am Ostkreuz endete. Außerdem wird zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember der Knotenpunkt zum Regionalexpresshalt. Direktverbindungen wird es unter anderem mit dem RE 1 nach Frankfurt (Oder) und dem RE 2 nach Cottbus geben. Dessen Fahrplan ist so eng gestrickt, dass er im Gegenzug künftig ohne Halt den Ostbahnhof passieren wird. Auf einer wiederhergestellten Kurve wird die S 9 vom Flughafen Schönefeld kommend am Ostkreuz vorbeifahren Richtung Zentrum.
Bereits jetzt halten 1512 Zügen täglich am Ostkreuz, so viel wie an keinem anderen Bahnhof deutschlandweit. Die Bedeutung als Knoten wird weiter steigen. Während die Zahl der Umsteiger zu den Regionalbahnen zunehmen wird, kann ein großer Teil der Nutzer der S 3, die bisher für Gedränge am Ostkreuz gesorgt haben, bequem sitzen bleiben.
Ein wichtiger - wenn auch unspektakulär klingender - Aspekt der Baumaßnahmen, wird dann umgesetzt sein: »Linienbetrieb wird durch Richtungsbetrieb ersetzt«, so Kaczmarek. Während die Züge in eine Richtung früher auf verschiedenen Bahnsteigen ankommen konnten, wird es nun in jede Richtung nur einen Bahnsteig geben. »Man muss nun nicht mehr Lotto spielen, wo der nächste Zug fährt«, so der Konzernbevollmächtigte. Im Dezember 2018 soll dann das Ostkreuz mit der Inbetriebnahme des Bahnsteigs für die Regionalbahn 26 nach Kostrzyn und Einweihung der Fußgängerbrücke nach historischem Vorbild endgültig fertig gestellt werden.
Doch zunächst kommen massive Einschränkungen. Vom 21. Juli bis 21. August fahren zwischen Lichtenberg und Ostkreuz keine S-Bahnen, ab 8. August fährt die S 3 nur zwischen Karlshorst und Erkner und zwischen Ostbahnhof und Ostkreuz pendeln Züge im Viertelstundentakt. Dann wird das neue Stellwerk, das die Signale bis weit in die westliche Innenstadt hinein regeln soll, angeschlossen und getestet werden. »Wir können das Stellwerk ja nicht in laufendem Betrieb mit Fahrgästen testen«, begründet Projektleiter Detlef Speier von der S-Bahn die massiven Einschränkungen.
Auch am Nachbarbahnhof Warschauer Straße sollen die Bauarbeiten bis Dezember 2018 abgeschlossen sein. Ende August wird dort voraussichtlich der Bahnsteig A in Betrieb genommen werden können. Dass dieser dann barrierefrei erreichbar sein wird, ist hingegen unwahrscheinlich. Der Bahnsteig wird über einen provisorischen Zugang durch die Empfangshalle zu erreichen sein. Eventuell, so Kaczmarek, werde es dann schon eine Fahrtreppe geben und der Bahnsteig so immerhin »stufenlos« zugänglich sein.
Nicht festlegen wollte sich Kaczmarek, ob der Regionalbahnhof Karlshorst zum Dezember stillgelegt werden soll. »Das ist die ursprüngliche Planung gewesen und das Ostkreuz der Ersatz für Karlshorst«, doch habe Berlin nun gefordert, den Regionalbahnsteig in Karlshorst zu erhalten. »Das prüfen wir gerade«, so der DB-Mann, machte aber deutlich, dass er ihn für überflüssig hält.
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