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Diskriminierung auf dem Mietmarkt

Ein Name, der als nicht als deutsch wahrgenommen wird, ist bei der Wohnungssuche hinderlich

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Die Lage auf dem Wohnungsmarkt eskaliert. Selbst für Normalverdiener wird es zusehend schwerer, eine bezahlbare Bleibe zu finden. Sehr schwierig ist es für Menschen, deren Namen als nicht »deutsch« wahrgenommen werden. Das zeigt eine Studie: »Besonders hart trifft es Wohnungssuchende mit türkischer oder arabischer Herkunft. In jedem vierten Fall, in dem ein Deutscher eine Einladung zu einer Besichtigung erhält, werden sie übergangen«, berichteten Datenjournalisten des Bayerischen Rundfunks (BR) und »Der Spiegel« am Donnerstag.

Die Autoren hatten 20 000 Anfragen mit erfundenen deutschen und nicht-deutschen Profilen an private und gewerbliche Anbieter in zehn großen Städten geschickt. Rund 8000 Antworten erhielten sie. Untersucht wurde allein die »erste Stufe des Auswahlprozesses«, also die schriftliche Bewerbung. »In München und Frankfurt ist der Unterschied zwischen den Chancen ausländischer und deutscher Wohnungsbewerber am größten, in Leipzig und Magdeburg am geringsten.«

Dabei werden einer weiteren Studie zufolge mittlerweile auch Wohnungen außerhalb von Ballungsräumen knapper und teurer. In einem Drittel der regionalen Wohnungsmärkte fehlt Wohnraum, wie Prognos ermittelt hat. Demnach sei die Situation in 138 Städten und Kreisen problematisch, heißt es in der Analyse, die Prognos am Donnerstag beim Wohnungsbautag in Berlin vorstellte wollte. »Das Phänomen des Wohnungsmangels geht dabei deutlich über die Metropolen und Ballungsräume hinaus.«

In Auftrag gegeben hat die Studie das Verbändebündnis Wohnungsbau, zu dem sieben Verbände und Organisationen der Bau- und Immobilienbranche gehören. In den sieben Städten mit besonders angespanntem Wohnungsmarkt - Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart - kann sich laut Studie eine Familie mit einem mittlerem Einkommen von 2168 Euro netto nur weniger als 70 Quadratmeter leisten. Die Experten gehen dabei davon aus, dass eine Familie 35 Prozent des Haushaltseinkommens für die Warmmiete ausgibt. Im Bundesdurchschnitt bekäme man für 759 Euro warm 77 Quadratmeter.

Ob man doch noch eine bezahlbare Wohnung findet, hängt dabei neben der zugeschriebenen vermeintlichen Nationalität auch vom Geschlecht ab. »Türkische Männer werden stärker diskriminiert als türkische Frauen. Auch bei unseren arabischen Testpersonen stellen wir eine Tendenz zu einer stärkeren Benachteiligung von Männern fest«, heißt es in der BR-Studie. Unterschiede traten auch zwischen privaten und gewerblichen Anbietern auf. Bei privaten war das diskriminierende Verhalten stärker ausgeprägt.

»Wer einen Namen hat, der in den Ohren von Vermieterinnen und Vermietern nicht ›deutsch genug‹ klingt, für den sieht es auf dem Wohnungsmarkt zunehmend schlecht aus«, sagte die Chefin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders. Das zeigten Erfahrungsberichte und Beschwerden bei der Antidiskriminierungsstelle und anderen Beratungsstellen schon lange. »Je angespannter der Wohnungsmarkt, desto größer das Risiko für Diskriminierung«, so Lüders. Grundsätzlich dürfe niemand Wohnungssuchenden wegen der ethnischen Herkunft oder aus rassistischen Gründen einen Besichtigungstermin verwehren oder einen Mietvertrag verweigern. Hier greife das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz: »Dem Wohnungssuchenden steht gegebenenfalls Schadensersatz oder eine Entschädigung zu.« Agenturen/nd

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