Europäischer Trauerakt für Kohl

Früherer Bundeskanzler wird am Samstag in Speyer zu Grabe getragen / Großaufgebot an Spitzenpolitikern und der Polizei

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Letztes Geleit für Helmut Kohl: Der frühere Bundeskanzler wird an diesem Samstag in Speyer zu Grabe getragen. Zuvor würdigen in Straßburg hochrangige Politiker und Staatsgäste den früheren CDU-Politiker bei einem Trauerakt in Straßburg. Reden werden neben Angela Merkel (CDU) unter anderen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew und der ehemalige US-Präsident Bill Clinton.

Vor Beginn der rund zweistündigen Zeremonie werden die Staats- und Regierungschefs Gelegenheit haben, sich persönlich vom Verstorbenen zu verabschieden. Das Wachbataillon der Bundeswehr will den Sarg bedeckt mit einer Europaflagge aufbahren. Unter den Gästen wird auch Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy sein. Zu Macrons offizieller Delegation gehören außerdem unter anderem der Politologe Alfred Grosser und der frühere EU-Kommissar und aktuelle Brexit-Unterhändler Michel Barnier.

Es ist das erste Mal, dass eines Politikers mit einem solchen europäischen Trauerakt gedacht wird. Einen deutschen Staatsakt für Kohl wird es dagegen nicht geben. Zahlreiche Fernsehsender werden das Ereignis live übertragen. Kohl war am 16. Juni im Alter von 87 Jahren in Ludwigshafen gestorben. Zwischen 1982 und 1998 war er Bundeskanzler und damit der bislang am längsten amtierende Regierungschef der Bundesrepublik. Direkt im Anschluss an den Trauerakt in Straßburg bringt ein Hubschrauber den Sarg zurück in Kohls Geburtsstadt Ludwigshafen. Nach der Landung wird dieser durch die Innenstadt gefahren. Die letzten Kilometer bis ins nahe Speyer bringt ein Schiff den Leichnam Kohls.

Im Dom zu Speyer wird der katholische Bischof Karl-Heinz Wiesemann dann die Totenmesse halten. Rund 1.500 geladene Gäste werden dazu erwartet. Zu Speyer und seinem Dom hatte Kohl seit seiner Kindheit eine besondere Beziehung. Nach einem militärischen Ehrenzeremoniell der Bundeswehr soll er dann auf einem nahen Friedhof in Speyer im Freundes- und Familienkreis beigesetzt werden.

Ein Großaufgebot der Polizei sichert die Trauerfeierlichkeiten. Alleine im Raum Ludwigshafen und Speyer werden mehr als 1.000 Beamte im Einsatz sein. Die Beisetzung dürfte zu den größten Beerdigungen in der deutschen Nachkriegsgeschichte zählen, Tausende Menschen werden dazu alleine in Speyer erwartet. Kohls sterbliche Überreste kommen damit nicht in das Familiengrab nach Ludwigshafen, in dem seine 2001 gestorbene erste Ehefrau Hannelore beigesetzt worden war. Streitigkeiten zwischen der Witwe Maike Kohl-Richter und Kohls Sohn Walter hatten zudem die Vorbereitungen der Trauerzeremonien überschattet. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!