Zoos in NRW rüsten gegen Wilderer auf
Vor allem Nashörner sollen besser geschützt werden
Amiri, Jane und die anderen Nashörner im Zoo Münster in Nordrhein-Westfalen leben künftig in einem Hochsicherheitstrakt. Schon jetzt wird ihr Gehege zum Teil per Video überwacht. Momentan werde aber über Alarmanlagen und Bewegungsmelder nachgedacht, sagt Stefanie Heeke vom Allwetterzoo Münster, in dem vier Breitmaulnashörner leben. Der Grund für die Sorge: Wilderer gehen nicht mehr nur in Afrika auf Jagd nach den unter Artenschutz stehenden Nashörnern. Sie machen auch vor Zoos in Europa nicht halt. Nashörner stehen weltweit unter Artenschutz.
»Alle Zoos haben das Thema seit dem Vorfall von Paris auf der Agenda«, erklärt Julia Kögler vom Verband der Zoologischen Gärten (VDZ). Im Tierpark Thoiry westlich von Paris hatten Unbekannte im März in einem Nashorngehege ein Tier getötet. Anschließend trennten die Täter das Horn des Tieres ab und nahmen es mit.
Das Horn ist auf dem Schwarzmarkt mehrere Zehntausend Euro wert, sagt Stefanie Heeke. Ihm würden in Teilen Asiens fast magische Kräfte zugeschrieben. So soll es nicht nur Krebs heilen, sondern auch die Potenz erhöhen. »Bei einigen ist es auch ein Statussymbol, so ein kostbares Horn zu besitzen«, so Heeke.
Nach dem Vorfall bei Paris hatte der Europäische Zooverband alle Zoos in Europa über das Geschehen informiert und geraten, die Sicherheitsmaßnahmen zu erhöhen. In Nordrhein-Westfalen haben laut VDZ sechs Zoos Nashörner, bundesweit sind es 19 Zoos.
Etwa vier Jahre vor dem Einbruch im Tierpark Thoiry wurde laut Heeke in einem Museum in Großbritannien bereits ein solches Horn entwendet. Seitdem gebe Münster die Videoüberwachung des Nashorngeheges. Nun habe der Zoo erneut Gutachten eingeholt und will die Sicherheitsmaßnahmen verstärken. Wie genau das aussehen soll, will Heeke nicht verraten.
Auch in Deutschland gab es bereits in der Vergangenheit in Naturkundemuseen und Universitätsinstituten mehrere Diebstähle von Hörnern von Nashörnern. So wurden zum Beispiel 2012 zwei Hörner von Nashörnern im Museum in Offenburg (Ortenaukreis) gestohlen. Davor waren Hörner bereits aus Museen in Bad Säckingen (Kreis Waldshut) und Heidelberg entwendet worden. In deutschen Zoos ist - soweit bekannt - so etwas noch geschehen.
Der Zoo Krefeld, in dem drei Spitzmaulnashörner zu Hause sind, ist zur Sicherheit aber auch bereits aktiv geworden. »Wir haben unsere Sicherheitsvorkehrungen am Nashorn-Gehege deutlich verstärkt«, erklärt Petra Schwinn, Sprecherin des Zoos in Krefeld. Denn bei den Diebstählen würden keine Anfänger aktiv: »Das ist organisierte Kriminalität, wo man es mit absoluten Profis zu tun hat«, betont Schwinn. Auch sie will keine Details zu den neuen Sicherheitsvorkehrungen verraten. In dem Zoo sind im Jahr 2015 Goldene Löwenäffchen und Hyazinth-Aras gestohlen worden.
Die Wilderei in Afrika hat laut VDZ in den letzten zehn Jahren extrem zugenommen. »Es werden 1300 Nashörnern jährlich in Afrika gewildert«, sagt Kögler. Jetzt schwappe das Problem nach Europa hinüber. dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.