Strom für Häuser und Knäste

Solarzellen der Stadtwerke erobern die landeseigenen Dächer

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

»Wir haben das Geld. Wir stellen fleißig Mitarbeiter ein. Wir bauen die Strukturen auf«, sagt Andreas Irmer, Chef der Berliner Stadtwerke. »Im Moment ist es recht anstrengend, weil so viel parallel läuft.« Dennoch ist Irmer richtig zufrieden, dass es nun mit dem Aufbau eines richtigen Stadtwerks vorangeht. Er steht dabei auf dem Flachdach eines Wohnblocks im Pankower Pankeviertel. Zu seinen Füßen schimmern bläulich Solarzellenpaneele.

Auf 14 Häusern der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU sind insgesamt 4800 Quadratmeter Solarzellen installiert. Deren Chef, Jörg Franzen, lobt die erfolgreiche Partnerschaft mit dem Stadtwerk. »Inzwischen sind schon 25 Prozent der Mieterinnen und Mieter Kunden geworden«, berichtet Franzen. Rechnerisch könnte die Hälfte der 1120 Wohnungen im Quartier mit dem Sonnenstrom vom Dach versorgt werden.

In Betrieb ging die Anlage Ende Juni, pünktlich zur Verabschiedung des Mieterstromgesetzes im Bundestag. Neben Zuschüssen für Vermieter pro produzierter Kilowattstunde ist der direkt im Haus verbrauchte Strom auch von Netzentgelt und Konzessionsabgabe befreit. Die Stadtwerke geben den Vorteil durch einen günstigen Ökostrompreis von knapp 25 Cent pro Kilowattstunde und niedrige Grundgebühren an die Mieter weiter.

Bisher kooperieren die Stadtwerke mit vier der sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften. »Wir arbeiten gerade an einer formellen Kooperationsvereinbarung mit allen städtischen Wohnungsunternehmen«, sagt Irmer. Er rechnet mit dem Abschluss in ein paar Wochen.

»Bisher haben Mieter die Energiewende nur mit Wohnkostensteigerungen verbunden«, sagt Ulrich Ropertz, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbunds. »Mit dem Mieterstrom können sie auch mal von der Energiewende profitieren«, lobt Ropertz die Regelung.

Die Stadtwerke sehen die Wachstumsmöglichkeiten vor allem bei der Solarenergie. Irmer sagt: »Wir kooperieren bei der Windkraft mit den Stadtgütern und den Forsten, die auch in Brandenburg große Flächen haben. Allerdings gibt es viele Einschränkungen bei Standorten.«

Ein weiterer Kooperationspartner der Stadtwerke ist das Landesunternehmen Berliner Immobilienmanagement (BIM). Ein bereits 2016 nach europaweiter Ausschreibung vergebener Großauftrag über 28 Sonnenkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 4,6 Megawatt wird gerade abgearbeitet.

Im Rahmen dieses Auftrags werden auch auf den Dächern von sechs Gefängnissen Photovoltaikanlagen installiert. Gerade haben die Arbeiten an der Justizvollzugsanstalt Plötzensee begonnen. Das Sonnenkraftwerk mit einer Spitzenleistung von 840 Kilowatt dient allein dem Eigenverbrauch und wird in einem Stück errichtet. Damit ist es die bisher größte Eigenverbrauchs-Einzelanlage in der Hauptstadt. Bereits installiert ist eine Anlage auf dem in Brandenburg liegenden Berliner Gefängnis Heidering. In den nächsten Wochen beginnen die Arbeiten im Gefängnis Tegel, am Frauengefängnis Reinickendorf, am Offenen Vollzug in Hakenfelde sowie am Jugendarrest in Lichtenrade.

Demnächst steigen die Stadtwerke auch ins sogenannte Contracting ein. Dabei werden landeseigene Gebäude energetisch saniert, von den eingesparten Verbrauchskosten profitieren anteilig Land und Stadtwerke. »Die BIM stellt gerade eine Liste der Gebäude mit besonders schlechten Werten zusammen«, sagt Irmer. Er würde sich wünschen, dass alles noch viel schneller voranginge. »Ich bin immer sehr ungeduldig«, sagt er. Er scheint der richtige Mann am richtigen Platz zu sein.

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