Garantiepreise für Kakaobauern
Martin Ling über das Potenzial alternativer Geschäftsmodelle
Bisher hat alles nicht gefruchtet: Weder verbindliche Regelwerke noch zahlreiche freiwillige Vereinbarungen haben im Kakaosektor zu einer grundlegenden Verbesserung der Lage der Menschen beigetragen, die den Kakao produzieren. Selbst Kinderarbeit ist nach wie vor an der Tagesordnung, obwohl schon 2001 die Verbände der Schokoladen- und Kakaohersteller das »Harkin-Engel-Protokoll« unterzeichneten, mit dem sie zusagten bis zum Jahr 2004 die schlimmsten Formen der Kinderarbeit zu beenden: bisher ohne durchschlagenden Erfolg.
Was bisher galt, gilt derzeit mehr denn je: Der massive Preisverfall bei Kakao um etwa ein Drittel in den vergangenen Monaten setzte sich zwar zuletzt nicht weiter fort, hat aber die ohnehin weit verbreitete Armut bei den Kakaobauernfamilien verschärft und eine echte Trendwende ist nicht in Sicht.
Wie es anders gehen könnte, legt eine Studie des SÜDWIND-Instituts dar, das seit Jahren die Entwicklung im Kakaosektor akribisch verfolgt. Untersucht wurde, ob in anderen Sektoren bereits erprobte Geschäftsmodelle wie Vertragsanbau, Versicherungssysteme und flexible Prämien dazu genutzt werden können, um die Situation der Bäuerinnen und Bauern im Kakaosektor zu verbessern. Das Fazit: durchaus. Die Voraussetzung: Eine Rahmensetzung durch die Regierungen der Anbauländer, der für alle Unternehmen bindend ist. Exakt dazu waren die Regierungen aber bisher nicht in der Lage. Stattdessen diktieren wenige Konzerne die Preise zu Lasten der Bauern in Afrika. Ohne garantierte existenzsichernde Mindestpreise für die Kakaobauern gibt es keinen Ausweg aus der Krise, die ein Ausdruck von Markversagen ist. Die Politik ist gefordert.
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