Initiative gegen Putin und die AfD geplant
Russischsprachige Bürger wollen sich gegen die Vereinnahmung durch rechte Kräfte wenden
Berlin. Nicht erst seit dem Bundestagswahlkampf bemüht sich die AfD um Wählerstimmen aus der Gruppe der sogenannten Russlanddeutschen. Vielfach gelten russischsprachige Menschen hierzulande als Vertreter nationalistischer und antiliberale Positionen, oft auch als unkritische Unterstützer Wladimir Putins. Doch der russische Soziologe Igor Eidman ruft nun dazu, mit einer Initiative eine Gegenbewegung zu gründen. Wie die Gruppe rund um den Schriftsteller via Facebook erklärt, sei der Aufbau eines »Forums russischsprachiger Europäer in Deutschland« geplant.
»Wir, russischsprachige Bürger in Deutschland, sind empört darüber, dass Vertreter der Putinschen Machtstrukturen versuchen, in unserem Namen zu sprechen«, zitiert die Zeitschrift »Vorwärts« aus einem offenen Brief, der in russischer Sprache via Facebook veröffentlicht wurde.
Dem Kreml werfen die Kritiker vor, auf ein »verzweigtes manipulatives Netz« zurückzugreifen, zu dem auch die AfD gehöre. Letztere hatte erst diesen August einen sogenannten Russlandkongess veranstaltet.
Aufgrund solcher Veranstaltungen werde russischsprachigen Menschen in Deutschland nun, auch von Teilen der Medien, vorgeworfen, per se Sympathisanten Putins zu sein. Doch dies sei falsch, da ein großter Teil der Community demokratische und europäische Werte vertrete, ist sich die Initiative sicher. Diesen Menschen solle nun eine Stimme gegeben werden.
Auch wirft die Gruppe um Eidman dem Kreml vor, sich in die Bundestagswahl einzumischen. Dazu heißt es in dem Brief: »Rastlos schüren Putins Propagandisten Fremdenhass und werben unter russischsprachigen Bürgern dafür« ihre Stimmen der AfD zu geben. So werde versucht, »die deutsche Gesellschaft zu spalten und zu destabilisieren.« rdm
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.