Stadthafen oder IGA-Park?
Rostocker entscheiden über die Zukunft von Deutschlands größtem schwimmenden Museum
Stolz verkündet die Webseite des Traditionsschiffes in Rostock, dass es sich um Deutschlands größtes schwimmendes Museum handelt. Dort sei die ganze Welt der Seefahrt und des Schiffbaus erlebbar. »Dieses Museum begeistert seine Gäste seit rund vier Jahrzehnten mit vielen einzigartigen Attraktionen«, heißt es. Aber es sind zu wenig Begeisterte: Jährlich werden rund 35 000 Besucher gezählt.
Nun sollen die Rostocker am Sonntag parallel zur Bundestagswahl abstimmen, wo der künftige Standort des Schiffs sein soll: An einem Liegeplatz im Stadthafen oder am angestammten Platz am IGA-Park, rund zehn Kilometer vom Zentrum entfernt. Das Museum bietet nach Meinung der Leiterin, Kathrin Möller, ein Zeitzeugnis der Schifffahrtsgeschichte. »Das 1957 gebaute Schiff selbst ist das einzige erhaltene Frachtschiff aus dieser Zeit, das zugänglich ist.«
Die Entfernung vom Stadtzentrum ist laut Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) Hauptproblem der momentanen Nutzung. Er ist ein gewichtiger Befürworter der Verlegung in den Stadthafen. »Nur dort hat das Museum eine Zukunft.« Wo, wenn nicht an dieser Stelle, an der sich über acht Jahrhunderte lang Schifffahrt und Schiffbau entwickelt haben, sollen sich die Hansestadt und ihre 800 Jahre lange maritime Geschichte angemessen präsentieren, fragt er. Doch Methling geht es nicht nur um das Schiff: Die Stadt solle so mutig sein, sich jetzt für den Stadthafen zu entscheiden und das Areal zu einem Maritimen Erlebniszentrum aufwerten. »So kann es zum Publikumsmagnet an der gesamten Ostseeküste werden.«
Jährlich kostet der Erhalt des Schiffs die Stadt über eine Million Euro - ohne dass sich für Stadt oder Tourismus ein sichtbarer Effekt abzeichne, wie Stadthafen-Befürworter argumentieren. Andererseits müsse bei der Verlegung des Schiffes in den Stadthafen mit Kosten von mindestens 25 Millionen Euro gerechnet werden, so eine Gegnerin des Projekts, die Vorsitzende der Fraktion Rostocker Bund/Graue/Aufbruch09, Sybille Bachmann. Nur im IGA-Park gebe es genügend Platz, um das Museum mit anderen Freizeitangeboten zu verknüpfen. »Museen funktionieren mit ihrem Inhalt.« Mit gutem Marketing und besserer Verkehrsanbindung könne das Schiff im IGA-Park erfolgreich betrieben werden. »Im Stadthafen würden wir uns die Silhouette verbauen«, so Bachmann. dpa/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.