Hannibal vorerst leer
Dortmunder Hochhauskomplex wegen Brandgefahr evakuiert
Das Gebäude mit dem Namen Hannibal im Dortmunder Stadtteil Dorstfeld ist bekannt, auch weil es noch einen Zwillingsbau in der Nordstadt gibt und weil beide Hochhauskomplexe sehr groß sind. Auf 16 Etagen verteilen sich etwa 400 Wohnungen. Nach Hinweisen von Mietern hatten Feuerwehr und Bauamt am Dienstag eine Begehung des Gebäudes durchgeführt, dabei seien eklatante Brandschutzmängel aufgefallen. Das Parkdeck unter dem eigentlichen Gebäude und die Keller seien nicht baulich voneinander getrennt und Schächte würden durch das ganze Haus verlaufen.
Bei Gesprächen am Mittwoch habe sich die Stadt entschieden das Gebäude zu evakuieren. Ludger Wilde, Baudezernent und Leiter des eingerichteten Krisenstabes spricht sogar von »akuter Gefahr für Leib und Leben«. Nicht der Brand im Londoner Grenfell Tower, bei dem 80 Menschen starben, dürfte ausschlaggebend für diese Entscheidung gewesen sein, sondern ein Brand im zweiten Hannibal. Dort war vor einem Jahr ein Auto in der Tiefgarage in Flammen aufgegangen. Viel ist dort nicht passiert, denn Garage und Gebäude waren baulich voneinander getrennt.
Im Dorstfelder Hannibal muss die Firma Intown irgendwann seit der letzten routinemäßigen Brandschutzbegehung Baumaßnahmen durchgeführt haben, bei denen diese Trennung entfernt wurde. Genehmigt wurden die Baumaßnahmen nicht, wie die Stadt Dortmund in einer Pressemitteilung schreibt. Außerdem sollen Fluchtwege im Gebäude fehlen.
Seit Jahren Beschwerden
Schon seit Jahren beschweren sich Anwohner und der Dortmunder Mieterverein über den Zustand des Gebäudes. Ob Aufzüge funktionieren oder nicht ist eine Glückssache, allgemein gibt es einen starken Modernisierungsstau. Ungewöhnlich für das Unternehmen Intown ist das nicht. Bundesweit gibt es Beschwerden über verschiedene Immobilien. Ein Hochhaus in Wuppertal, das auch Intown gehört, wurde im Juni evakuiert. Auch dort der Grund: Brandschutz.
Ähnlich wie in London war die Fassade mit brennbarem Deckmaterial verkleidet. In Wuppertal wurde inzwischen die Fassadenverkleidung entfernt. 34 der 47 Wohnungen sind wieder bewohnt. Die Arbeiten an einer neuen Verkleidung haben noch nicht begonnen. Um das Gebäude steht ein Gerüst. Nach Angaben der Stadt setzte Intown die nötigen Brandschutzmaßnahmen auf eigene Kosten um. Ungeklärt sei jedoch die Kostenübernahme für die Bewachung des Hauses während des einmonatigen Leerstands. »Diese Kosten wollen wir gerne an den Eigentümer weitergeben«, sagte ein Sprecher der Stadt am Freitag.
Am Donnerstagabend wurden die Dortmunder Hannibal-Bewohner in ein Sportzentrum evakuiert. Dort sollten sie erstmal bleiben. Allen Mietern will die Stadt Angebote für eine Unterbringung in Wohnungen oder einer Übergangseinrichtung anbieten. Wohlfahrtsorganisationen und Wohnungsgesellschaften wollen ebenfalls mit Wohnungen helfen. Städtische Angebote sind kostenlos. Eine schnelle Lösung bauliche ist nicht in Sicht. Die Maßnahmen, die getroffen werden müssten, sind nach Ansicht der Bauaufsicht umfangreich und könnten mehrere Monate in Anspruch nehmen. Der Mieterverein Dortmund riet Betroffenen, die Miete einzubehalten und dies dem Eigentümer schriftlich mitzuteilen.
Brandwachen reichen nicht
Am Freitag war die Evakuierung abgeschlossen. Doch die Auseinandersetzung zwischen Stadt und Eigentümer setzte sich fort. Alle Wohnungen seien versiegelt - jetzt sei der Eigentümer am Zuge, die Brandschutzmängel zu beseitigen, sagte der Leiter des Krisenstabes, Ludger Wilde, am Freitag in Dortmund. Die Stadt werden den Komplex lediglich bewachen lassen. Die Mängel müsse der Eigentümer beheben.
Kritik von Intown wegen der abrupten Evakuierung wies der Krisenstab zurück. Es hätten eklatante Brandschutzmängel vorgelegen, die schnelles Handeln erfordert hätten. Brandwachen bis zu einer Beseitigung der Mängel hätten nicht ausgereicht. Ein Feuer in einer Wohnung hätte gereicht, um ein Großfeuer ausbrechen zu lassen, hieß es. Mit Agenturen
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