Legende ohne Job
Personalie
45 Jahre alt ist Jaromír Jágr, was mittlerweile gut zu erkennen ist, wenn der legendäre Eishockeyprofi den Helm abnimmt: Graue Strähnen zeigen sich auf jenem Haupt, das früher eine Vokuhilafrisur zierte, die so ausgeprägt war, dass der Vorne-kurz-hinten-lang-Schnitt in Tschechien noch heute nur »Jágr« genannt wird.
Doch die eishockeybesessenen Tschechen verehren Jágr vor allem als Sportsmann. 45 Jahre sind für einen Eishockeyprofi ein geradezu biblisches Alter, dennoch gilt der Rechtsaußen aus Kladno als absoluter Spitzenmann. Seine letzte Saison bei den Florida Panthers beendete Jaromír Jágr im Frühjahr mit 16 Toren und 30 Vorlagen, dabei hatte er in allen 82 Panthers-Spielen in der nordamerikanischen Profiliga NHL auf dem Eis gestanden.
Es war Jaromír Jágrs 23. NHL-Spielzeit. Mehr als seine 2115 Scorer-Punkte hat nur der »The Great One« Wayne Gretzky erzielen können, dessen 3239 Zähler ein Rekord für die Ewigkeit sind. Jágr hat mit den Pittsburgh Penguins zweimal den Stanley-Cup gewinnen können, er war zweimal Weltmeister und 1998 Olympiasieger. Jágrs Erfolge sind ein Mythos.
Doch seitdem im Frühjahr sein Vertrag bei den Panthers ausgelaufen ist, wartet er vergeblich auf ein neues Vertragsangebot aus Amerika. 3,5 Millionen Dollar betrug sein Saisongehalt in Florida, weit entfernt von jenen 11 Millionen Dollar bei den Washington Capitals, die ihn 2001 zum bestbezahlten Spieler der Liga machten. »Mich ruft keiner an«, klagte Jágr jüngst auf Twitter. Es sei sogar noch viel schlimmer: »Wenn ich anrufe, nimmt keiner ab.«
In Tschechien ist man zwar empört darüber, dass sich für den größten tschechischen Spieler aller Zeiten kein NHL-Klub findet, drückt aber andererseits beide Daumen, dass er in Europa bleibt. Dann könnte Jágr, der in Erinnerung an den Prager Frühling das Trikot Nummer 68 trägt, noch einmal für Tschechiens Nationalteam auflaufen - bei Olympia im Februar. Die NHL hat ihren Profis verboten, dort anzutreten. Für Jágr wären es die sechsten Spiele.
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