Grüner Sheriff
Personalie
Im August forderte er ein Verbot der Straßenprostitution an der Kurfürstenstraße in Berlin-Tiergarten, nun will er im Tiergarten campierende renitente Obdachlose abschieben lassen können. Nein, Stephan von Dassel, der Bezirksbürgermeister von Berlin-Mitte ist kein CDUler, sondern Mitglied der Grünen. Aus Baden-Württemberg würden einen solche Aussagen gar nicht mehr so wundern, schließlich tritt der Tübinger Grüne Oberbürgermeister Boris Palmer auch für Abschiebungen ein. Aber aus Berlin?
Langjährige Kenner von Dassels wundern sich. Als Sozialstadtrat engagierte er sich sehr für die Nöte von Obdachlosen, auch die möglichst gute Unterbringung von Flüchtlingen trieb ihn um. »Ich habe Stephan von Dassel als Sozialstadtrat als positiv gestaltenden Menschen in Erinnerung«, sagt auch der Leiter der Bahnhofsmission am Zoo, Dieter Puhl.
Doch seit der 50-Jährige Bezirksbürgermeister ist, schlägt er öfters einen anderen Ton an. »Ich will keinen Runden Tisch, der zwei Jahre lang die Problematik der Straßenprostitution durchdiskutiert. Ich will Lösungen«, sagt von Dassel zur Kurfürstenstraße.
»Die Partei zahlt nicht mein Gehalt, sondern der Bezirk. Von daher sind mir das Wohlergehen der 400 mir unterstellten Mitarbeiter und die Sorgen der Bürger wichtiger«, erklärt der Bezirksbürgermeister.
»Laissez faire ist nicht meins«, sagte von Dassel kurz, nachdem er sein neues Amt im Herbst 2016 antrat. Er kommt aus dem klassischen Grünen-Milieu. Seine Mutter war auf Rudi-Dutschke-Demos in Berlin dabei, später zogen sie in die Schwäbische Alb. Mit 17 trat er in die Ökopartei ein. »Mit Vollgas« seien die Autos dort auf ihn zugerast, als er dort Grünen-Plakate an die Scheunen pinnte, berichtete er. Sein Politikwissenschaftsstudium an der Freien Universität in Berlin absolvierte er in für den Studiengang rekordverdächtigen fünf Jahren.
Seine bisherige Arbeit zeichnete sich durch Pragmatismus aus. Die Abschiebung von EU-Ausländern, wie es die meisten Obdachlosen sind, ist indes kaum möglich.
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