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Neue Männer braucht die Schule
Lena Tietgen über das Rollenverständnis im Grundschulbereich
Immer wieder ist der Mangel an männlichen Pädagogen Thema. Gut so. Eigentlich ist die Debatte längst überfällig. Klar ist, dass Mädchen und Jungen für ihre Entwicklung beide Geschlechter brauchen. Klar ist auch, dass Traditionen durch eine andere Pädagogik aufgebrochen werden können.
Althergebrachte Rollenverständnisse wurde bereits mit Beginn des neoliberalen Zeitalters in Frage gestellt. Wie sang noch Ina Deter Anfang der 1980er? »Neue Männer braucht das Land«. Doch trotz Feminisierung der Gesellschaft, Gendermainstreaming und androgyner Ästhetik reagieren Männer verhalten, geht es um den Beruf des Pädagogen. Das um so deutlicher, je kleiner die Kinder sind. Im Allgemeinen weiß der aufgeklärte Mann um die Bedeutung frühkindlicher Pädagogik, beschwört er die Vielfalt heterogener Gruppen und preist individuelles Lernen seiner Kinder. Nur wird er die Frage, ob er sich vorstellen kann, als Grundschullehrer zu arbeiten, meist verneinen.
Die beiden häufig genannten Gründe - geringe Besoldung und mangelnde Aufstiegschancen - haben dabei durchaus einen wahren Kern. Die Wirtschaft ist bei aller Liberalität in puncto Familienfreundlichkeit und gleicher Lohn für gleiche bzw. gleichwertige Arbeit erzkonservativ. Dort verdienen Männer mehr Geld, müssen auf Karriere eingestellt sein und bekommen eher keine Teilzeitstellen.
Gleichzeitig wächst der Druck auf die Schule, ihre Pädagogik zu qualifizieren und Kinder für das digitale Zeitalter fit zu machen. Ein Widerspruch, den nicht allein die Eltern aushalten müssen. Vor allem Kindern wird er abverlangt, besonders Jungen. Es braucht sowohl männliche als auch weibliche Pädagogen, die dies reflektieren und ein aufgeklärtes Rollenverständnis vermitteln. Gerade schon im Grundschulbereich.
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