Wieder ziemlich beste Freunde
Auf dem ASEAN-Gipfel auf den Philippinen reaktivieren Gastgeber Duterte und US-Präsident Trump ihr Verhältnis
Hochzeit der Gipfeltreffen! Ende letzter Woche trafen sich die 21 Staats- und Regierungschefs der Asien-Pazifik Wirtschaftskooperation APEC in Vietnam zu ihrem alljährlichen Treffen. Sodann machte sich der Tross von Diplomaten samt Entourage auf den Weg ins Nachbarland Philippinen, wo sich am vergangenen Sonntag der seit Sommer 2016 regierende Präsident des Inselstaates, Rodrigo R. Duterte, sichtlich vergnügt als Gastgeber des 31. Gipfeltreffens der Vereinigung südostasiatischer Nationen (ASEAN) präsentierte.
Trotz zahlreicher Treffen zwischen Vertretern der vor genau einem halben Jahrhundert gegründeten, mittlerweile aus zehn Mitgliedstaaten bestehenden ASEAN und ihren nach Manila gereisten Dialogpartnern aus Australien, China, der Europäischen Union, Indien, Japan, Kanada, Neuseeland, Russland, Südkorea und den USA standen die ersten Direktgespräche zwischen Duterte und US-Präsident Donald Trump am Montag im Mittelpunkt der Feierlichkeiten.
Noch vor einem Jahr hatte Duterte Ungeheuerliches verkündet, als er den Trump-Vorgänger Barack Obama als »Hurensohn« beschimpfte und drohte, eine neue Achse Manila-Beijing-Moskau zu avisieren. Bei seinem ersten Staatsbesuchs in der Volksrepublik China im Oktober 2016 hatte Duterte bei einem Wirtschaftsforum erklärt: »Ich verkünde hiermit die Trennung von den USA in zweierlei Hinsicht, was die militärischen und ökonomischen, nicht aber die sozialen Belange betrifft.« Ein Tabubruch: Immerhin waren die Philippinen von 1898 bis 1946 einzige Kolonie der USA in Südostasien und danach stets engster, strikt antikommunistischer Verbündeter in Asien-Pazifik. William Howard Taft, von 1901 bis 1904 erster ziviler US-Generalgouverneur in Manila, hatte die Filipinos »unsere kleinen braunen Brüder« genannt und so einen zähen rassistischen Paternalismus begründet.
Entsprechend üppig fiel die chinesische »Mitgift« für den Staatsgast und neuen Verbündeten Duterte aus, den Präsident Xi Jinping zuvor mit militärischen Ehren empfangen hatte. In Peking wurden über ein Dutzend bilateraler Verträge über eine Kooperation in den Bereichen Wirtschaft, Infrastruktur und Landwirtschaft in Höhe von umgerechnet 13,5 Milliarden US-Dollar unterzeichnet. Auch wurden Manila umgerechnet neun Milliarden US-Dollar an günstigen Darlehen von der chinesischen Regierung und seitens chinesischer Privatbanken in Aussicht gestellt.
Spätestens seit dem Wochenende ist Dutertes letztjähriges US-»bashing« passé und das gespannte Verhältnis zum Chef des Weißen Hauses in eine innige Männerfreundschaft umgeschlagen. Duterte sieht in Trump plötzlich einen unerwarteten Verbündeten und dieser spendete seinem philippinischen Kollegen wiederholt Lob für seinen harten »Antidrogenkrieg« und sprach in diesem Zusammenhang von einem »tollen Job«.
Seit Dutertes Amtsantritt sind Tausende vermeintliche Drogenkriminelle hingemetzelt worden. Menschenrechtsgruppen sprechen von einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Duterte hatte noch am Sonntag gesagt, er gehe nicht davon aus, dass Trump den »Antidrogenkrieg« in Manila ansprechen werde: Er behielt Recht. Bei ihren offiziellen Gesprächen am Montag waren die Menschenrechte kein Thema, erklärte Dutertes Regierungssprecher. Auch außergerichtliche Hinrichtungen blieben unerwähnt, »es gab lediglich eine längere Diskussion über unseren Krieg gegen Drogen, wobei sich Präsident Duterte ausführlich erklärte.« Während des 40-minütigen Gesprächs, sagte hingegen die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee Sanders, sei es »vorrangig um ISIS, illegale Drogen und Handel gegangen. Menschenrechte wurden kurz im Kontext des philippinischen Kampfes gegen illegale Drogen gestreift.«
Mehrere tausend Demonstranten lieferten sich am Montag in Manila heftige Straßenschlachten mit einem Großaufgebot staatlicher Sicherheitskräfte. Hauptinitiator der Anti-Trump-Proteste war die Bagong Alyansang Makabayan (Neue Patriotische Allianz), ein Linksbündnis aus vorwiegend Arbeiter-, Gewerkschafts- und Bauernvereinigungen. Viele ihrer Mitglieder hatten noch vor einem Jahr Duterte als Hoffnungsträger bejubelt.
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