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Wenn der MDR-Jugendsender bei einem Nazi feiern lässt

Nach Kritik beendet Sputnik die Zusammenarbeit mit dem Veranstalter der »Heimattour«

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 4 Min.

Disco-Beats schallen durch die Halle, Hunderte junge Menschen tanzen zur Musik von DJs mit Namen wie DJ Wam und Soundgeknister. Auf der Bühne schießen Flammen in die Höhe, Konfetti regnet auf das feiernde Partyvolk herab. »Geil war es«, kommentiert die »Alte Schachthalle« in Helbra ein Video, das die Veranstalter auf ihrer Facebookseite geteilt haben. Am Samstag machte die »Heimattour« des MDR-Jugendsenders Sputnik in der sachsen-anhaltinischen Gemeinde Station. So weit, so unverdächtig, derartige Partys dürfte es jedes Wochenende bundesweit zu Dutzenden geben. Doch was viele Partygäste vielleicht nicht wissen – oder es ist ihnen egal: Die Sputnik-»Heimattour« findet in den Räumlichkeiten eines Rechtsradikalen statt. Doch obwohl dieser Umstand seit mindestens einer Woche bekannt war, fand die Party wie geplant statt. Höhepunkt des fragwürdigen Vorgangs: Als eine Journalistin der »Mitteldeutschen Zeitung« (MZ), die zuvor kritisch über das Event berichtete, am Sonnabend über die »Heimattour« berichten will, wird ihr der Eintritt verwehrt.

»Schade, Schokolade: Wurde gerade bei der Sputnik Heimattour rausgeworfen«, twitterte die Journalistin Anja Förtsch noch am Samstagabend. Auf nd-Nachfrage äußert sie sich zu den Gründen, weshalb ihr der Eintritt verwehrt geworden sei: »Die bisherige Berichterstattung sei fatal für die Veranstaltung gewesen. Es könnten ja jetzt (also gestern Abend) weniger Gäste kommen oder - Zitat - ‘Linksradikale, die Ärger machen’«, so Förtsch.

Dass die Party in den Hallen der »Alten Schachthalle« ein Problem sein könnte, darauf hatte das Bündnis »No Halgida« bereits in der vergangenen Woche hingewiesen. Die Anti-Rechts-Initiative machte MDR Sputnik darauf aufmerksam, wonach es sich bei dem Hallenbesitzer um den rechtsradikalen »Reichsbürger« Mathias Meese handelt.

Bereits im Sommer hatte die »Alte Schachthalle« in der regionalen Presse für reichlich Aufregung gesorgt: Sachsen-Anhalts AfD eröffnete hier ihren Bundestagswahlkampf, inklusive eines Auftritts des völkischen Nationalisten Björn Höcke. Im vergangenen Dezember weilte auch schon die damalige AfD-Chefin Frauke Petry in Helbra. Schon damals stellte das Bündnis »Aufstehen gegen Rassismus« mit einer Dokumentation klar: »Mathias Meese kann ohne Zweifel der sogenannten ‘Reichsbürgerbewegung’ zugerechnet werden.«

Doch für MDR Sputnik war dies bis zum Wochenende offenbar kein Problem. Viel mehr schob man die Verantwortung von sich. Via Twitter erklärte der Sender, dass zwischen MDR Sputnik und dem Besitzer der »Alten Schachthalle« kein Vertragsverhältnis bestehe. Vielmehr sei die Halle für mehrere Jahre an eine dritte Person vermietet worden, die auch letztlich die »Heimattour« gebucht habe. Und auch die Durchführung der eigentlichen Veranstaltung liegt nicht in den Händen des Radiosenders: Der hat die Partys bereits vor Jahren an ein Subunternehmen ausgelagert.

Für Außenstehende ist dieses Konstrukt allerdings nicht zu durchschauen. Auf der Website des Jugendsenders wirkt es so, als sei MDR Sputnik Hauptverantwortlicher für die Partyreihe. »Manchmal muss man einfach tanzen gehen. Egal, ob die Arbeit stressig war, es Zoff mit dem Freund oder der Familie gibt oder du einfach mal die Sau rauslassen willst: Diese SPUTNIK Heimattour ist genau richtig dafür! Wir bringen dir angesagte DJs und legen eine Show auf's Parkett«, heißt es in einer Werbung auf der Website des Senders.

MDR Sputnik will für den Wirbel allerdings nicht wirklich verantwortlich sein. Via Twitter hieß es, letztlich habe der »Veranstalter« der »MZ« Hausverbot erteilt, was man bedauere. Weiterhin versuchte der Jugendsender, sich irgendwie von möglichen Verbindungen zu rechtsradikalen Hausbesitzer zu distanzieren: »Es war eine friedliche Feier mit einem klaren Statement gegen Extremismus«, hießt es in der Mitteilung.

Das Bündnis »No Halgida« kritisierte MDR Sputnik scharf für seine Haltung: »Ihr gebt euren Namen und eure Werbung dafür her, dass jemand Gewinn machen wird, der ihn wohl in das nächste faschistische Projekt steckt.«

Auch politisch sorgte der Fall für Irritationen. »Das wird Konsequenzen haben. Ich gehe davon aus, dass dies die letzte ‘Heimattour’ in dieser Form war«, kommentierte der LINKEN-Politiker Stefan Gebhardt, der zugleich Mitglied im MDR-Rundfunkrat ist.

Am Montag reagierte der MDR schließlich und zog vorerst die Notbremse. Wie die »MZ« berichtet, habe der Sender die Zusammenarbeit mit dem Veranstalter der »Heimattour« beendet.

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