Eine Kabarett-Ikone geht auf Abschiedstournee
Hamburg: Seit 40 Jahren begeistert Henning Venske mit »subversiver Kunst«, was ihm immer wieder Haus- und Sendeverbote einbrachte
Er gehört zu Hamburgs Ikonen des politisch-literarischen Kabaretts. Für Henning Venske bedeutet das nicht Unterhaltung oder gar Bespaßung: Er fordert sein Publikum intellektuell − nach allen Regeln dieser »subversiven Kunst« in »Kellern und kleinen Theatern«, wo sie seiner Ansicht nach hingehört. Die Schauspielerlaufbahn hatte er bereits 1961 in Berlin eingeschlagen - mit einem Engagement im Theater am Kurfürstendamm. 1967 verschlug es den studierten Germanisten und Historiker nach Hamburg. Er arbeitete am Thalia-Theater, kurz darauf auch für Rundfunk- und Fernsehen. »Musik aus Studio B« war eine Sendung des NDR, die nicht zuletzt mit Venske als Moderator Fernsehgeschichte schrieb. Die Satire-Zeitschrift »Pardon«, das er bis zu deren Einstellung 1982 leitete, ist wegen ihres bitter-bösen Humors gegen die »verkrusteten Verhältnisse« zur Legende geworden. Ein Höhepunkt seiner Karriere war sein achtjähriges Wirken als Ensemblemitglied, Autor und Regisseur bei der Münchner Lach- und Schießgesellschaft.
Mit seinem Credo »Toleranz ist nur eine bequeme Ausrede für Leute, die sich nicht zwischen Ja und Nein entscheiden können« eckte Venske immer wieder an. Sende- und Hausverbote, die er sich einhandelte, brachten ihm das Attribut »Deutschlands meistgefeuerter Satiriker« ein. Dass es seine Homepage ziert, macht deutlich: Mit Versuchen, ihn auf Linie zu bringen, ist ein streitbarer Zeitgeistkritiker wie Venske nicht zu beeindrucken - er hat nur Spott dafür übrig.
Der gilt heute nicht zuletzt allzu willfährigen Medienvertretern, die der deutschen Öffentlichkeit wenig seriöse Berichterstattung gönnen und immer mehr »Propaganda« zumuten. »Ich komme dann zu dem Ergebnis, dass es doch eigentlich ganz wundervoll ist, wie oft unsere westlichen demokratischen, absolut ungedopten Sportler immer noch gewinnen gegen diese gedopten Monster aus dem Osten«, spitzt Venske ironisch die von ihm beobachtete »tagtäglich gepflegte Abneigung gegen Russland« zu. Damit ist er schon mitten in seinem neuen Bühnenprogramm: Ab Februar kommenden Jahres wird der 78-jährige Künstler nicht nur über Parteienherrschaft und Wahlkämpfe lästern, sondern auch »die Bilanz« seines umfangreichen Schaffens ziehen. »Summa Summarum« − so heißt seine Abschiedstournee. Letzte Gelegenheit, sich von einem der ganz Großen der Zunft beweisen zu lassen, dass politisches Kabarett etwas ganz anderes ist als »Mario Barth bis Dieter Nuhr, Belustigung und Brot und Spiele«.
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