Einig nur gegen Sklavenhandel
Der EU-Afrika-Gipfel in Abidjan kommt über Absichtserklärungen nicht hinaus
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel hatten Abidjan nach dem ersten Tag des zweitägigen EU-Afrika-Gipfels bereits wieder verlassen. In ihrer Abwesenheit einigten sich die Teilnehmer am Donnerstag auf vier Kernbereiche für die künftige Kooperation. Zu ihnen zählen die Migration, die Verbesserung der Sicherheitslage sowie Investitionen in Bildung und nachhaltiges Wachstum. »Unsere gegenseitige Abhängigkeit war noch nie so stark«, sagte der Präsident der gastgebenden Côte d’Ivoire, Alassane Ouattara.
Überlagert wurde der Gipfel durch Berichte über Sklavenhandel mit Flüchtlingen in Libyen, auf den Menschenrechtsorganisationen schon seit Monaten ohne Resonanz hingewiesen hatten.
Angesichts der menschenunwürdigen Zustände in libyschen Flüchtlingslagern hat die Kommission der Afrikanischen Union (AU) eine umgehende Evakuierungsaktion für 3800 Flüchtlinge gefordert. Die Menschen, die sich in einem Lager befänden, wollten »so schnell wie möglich dieses Wespennest« verlassen, sagte AU-Kommissionspräsident Moussa Faki Mahamat am Donnerstag zum Abschluss des EU-Afrika-Gipfels.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Mittwochabend nach einem Krisentreffen von EU, AU und UNO »Notfall-Evakuierungen« in den kommenden Tagen oder Wochen angekündigt. Der US-Fernsehsender CNN hatte Mitte November ein Video veröffentlicht, das eine Versteigerung von Migranten an nordafrikanische Käufer zeigen soll. Hilfsorganisationen berichten schon länger über Misshandlungen, Vergewaltigungen und Zwangsarbeit in Flüchtlingslagern in Libyen.
Die 3800 Flüchtlinge befänden sich in einem Lager nahe der Hauptstadt Tripolis, sagte AU-Kommissionschef Faki Mahamat. Sie stammten vor allem aus Westafrika und lebten unter »unmenschlichen Bedingungen«. Faki Mahamat zufolge befinden sich derzeit »400 000 bis 700 000« Flüchtlinge in Libyen. Ihm zufolge gibt es in dem nordafrikanischen Land nach Angaben der dortigen Regierung mindestens 42 Lager für Migranten.
Auch Alassane Ouattara, forderte zum Abschluss des Gipfels in seinem Land ein Ende »der unmenschlichen Behandlung« von Flüchtlingen. Er verlangte »unverzüglich« Schritte zum Schutz der Menschen und ein Vorgehen gegen die Schleppernetzwerke.
Die Hilfsorganisation Pro Asyl verlangte »die sofortige Freilassung und Evakuierung aller inhaftierten Flüchtlinge und Migranten in Libyen«. Die Organisation befürchtet gleichzeitig, dass es Ziel des angekündigten Evakuierungsplans ist, einen Großteil der Menschen »in ihre Herkunftsländer zurückzuschaffen oder in ›Aufbewahrzentren‹ in afrikanischen Drittstaaten zu transportieren«.
Das offizielle Ziel der EU lautet: eine moderne und nachhaltige Partnerschaft mit Afrika. Mit Agenturen
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.