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»Seca« - Trockenheit breitet sich aus

Klimawandel hat in Portugal dramatische Auswirkungen

  • Wolfgang Weiß, Lissabon
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein Wasserhahn, dessen Ablauf zu einem Knoten verdreht ist, dominiert das Bild einer ganzseitigen Anzeige, die dieser Tage in allen portugiesischen Zeitungen erscheint. Darin fordern das Umweltministerium und Betriebe der Wasserwirtschaft die Bevölkerung auf, sparsam mit dem kostbaren Nass umzugehen. Nur eine Minute täglich den Wasserhahn zusätzlich geschlossen zu halten würde die Wasserversorgung von einer Million Portugiesen garantieren, heißt es da.

Grund für die Aufsehen erregende Aktion sind die Auswirkungen der immer bedrohlicher werdenden Trockenheit (Seca auf portugiesisch), die das südwesteuropäische Land seit Sommer fest im Griff hat. Zu einer Jahreszeit, wo es in Portugal eigentlich häufig und stark regnet, schien bis weit in den November hinein die Sonne. Für Anfang Dezember angekündigte Regenfälle fielen spärlich und örtlich begrenzt aus oder blieben aus.

Die »Seca« hat vor allem in Mittel- und Nordportugal zu zum Teil dramatischen Zuständen geführt. Flüsse und Stauseen trocknen aus. Ackerbau, Viehzucht und Fischereiwesen melden ernste Verluste. Wie das IPMA (Instituto Portugues do Mar e da Atmosfera), das portugiesische Meeres- und Atmosphäreninstitut, mitteilte, sind sechs Prozent des portugiesischen Territoriums von einer äußerst ernsten und die restlichen 94 Prozent von einer extremen Trockenheit betroffen. So verfügt der Barragem (Stausee) von Fagilde bei Viseu nur noch über weniger als zehn Prozent seiner Wasserkapazität. Er versorgt aber vier Kreise, in denen rund 150 000 Menschen leben, mit dem notwendigen Nass. Laut Borges da Silva, Bürgermeister des Kreises Nelas, reicht das nur noch für wenige Wochen. Er rief deshalb den Wassernotstand aus. Die Regierung in Lissabon und weniger betroffene Gebiete haben Zisternenwagen in die Notstandsregion entsandt, um so die Wasserversorgung sichern zu helfen. Das Austrocknen des Stausees von Fagilde hängt aber auch mit der zweiten Naturkatastrophe zusammen, die Portugal in diesem Jahr heimsuchte: die verheerenden Waldbrände im Sommer und Frühherbst. Dabei waren in 27 Kreisen im Zentrum des Landes 45 Menschen ums Leben gekommen, über 800 Häuser abgebrannt und 500 Betriebe zerstört worden. Zur Brandbekämpfung wurden bis Ende Oktober Millionen Liter Wasser aus Fagilde gepumpt.

Nicht nur die Stauseen bereiten den Behörden wachsende Sorgen. Auch die großen Flüsse wie der Tejo, der längste Strom der iberischen Halbinsel, der Douro in Nordportugal oder der Guadiana im Süden führen bei sinkender Fließgeschwindigkeit immer weniger Wasser. Sie alle entspringen in Spanien, wo ebenfalls Trockenheit herrscht. Und da beginnt das Problem. Der iberische Nachbar Portugals leitet zunehmend Wasser aus den Flüssen ab, bevor sie portugiesisches Territorium erreichen. Zwar gibt es konkrete Vereinbarungen über die Wasserentnahme zwischen beiden Ländern, aber diese gehen von einem normalen Wetterverlauf aus und müssten dringend den aktuellen Verhältnissen angepasst werden.

Angesichts der alarmierenden Trockenheit hat die portugiesische Regierung ihre erhöhte Waldbrandwarnstufe mehrfach verlängert. Sie schließt ein striktes Verbot des Zündens von Feuerwerkskörpern sowie von Brandrodung und Lagerfeuern ein. In großen Städten wie Lissabon wurden spezielle Maßnahmen zum Wassersparen ergriffen. So werden in der Hauptstadt zum Beispiel öffentliche Brunnen und Fontänen, wie die bei Touristen beliebten Kaskaden im Park der Nationen, abgeschaltet. Im gesamten Stadtgebiet wurde die Bewässerung öffentlicher Flächen wie Parks auf ein Minimum reduziert.

Selbst wenn es jetzt endlich irgendwann richtig zu regnen beginnen würde, brauchte Portugal nach Einschätzung des IPMA Monate, wenn nicht gar Jahre, um zum Normalzustand zurückzukehren. Aber die Aussichten sind nicht gut. Die weltweite Klimaveränderung wird Portugal in den nächsten Jahren mehr Hitzeperioden und damit mehr Trockenheit bringen. Bleibt der Appell aus der Anzeige: »Wir können nicht kontrollieren, was das Wetter mit uns macht, aber wir können kontrollieren, was wir mit dem Wetter machen.«

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