Demonstrationen in Iran gegen Regierung Ruhani
Proteste in zahlreichen Städten gegen steigende Preise und die Politik Teherans im Nahen Osten
Teheran. Nachdem am Donnerstag und Freitag bereits in mindestens neun iranischen Städten zunächst gegen die Wirtschafts- und Außenpolitik der Regierung von Präsident Hassan Ruhani demonstriert worden war, gingen die Proteste am Samstag weiter - diesmal sogar in der Hauptstadt Teheran. Die Demonstranten wenden sich gegen steigende Preise und gegen die auch militärische Machtpolitik Teherans in der Region des Nahen Ostens, unter anderem in Syrien, Libanon und Jemen. Auf Videos in sozialen Netzwerken waren Menschen zu sehen, die politische Slogans gegen den regierenden Klerus skandierten und riefen: »Mullahs schämt Euch, lasst unser Land in Ruhe.« Nach Angaben der Nachrichtenagentur Fars riefen Dutzende Demonstranten vor der Teheraner Universität »Tod den Taliban« und verglichen damit das iranische Establishment mit den radikalen Islamisten in Afghanistan.
Gleichzeitig gab es in Teheran und anderen Städten staatlich organisierte Demonstrationen gegen die regimekritischen Versammlungen, an denen Medienangaben zufolge landesweit Tausende teilnahmen. Nach Augenzeugenberichten wurden in mehreren Teilen der Hauptstadt Teheran Sondereinheiten der Polizei stationiert. Von Präsident Hassan Ruhani, der sich stets gegenüber Kritik offen gezeigt hatte, gab es zunächst keine Reaktion.
In Maschhad, der zweitgrößten Stadt des Landes, kam es am Freitag zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften. Rund 50 Demonstranten wurden festgenommen. »Die USA verurteilen entschieden die Festnahme von friedlichen Demonstranten«, hieß es dazu aus dem US-Außenministerium.
Die Regierung in Teheran verurteilte die US-Unterstützung für die Proteste scharf. »Das iranische Volk wird diese wertlosen und opportunistischen Bemerkungen der Amerikaner nicht beachten«, sagte Außenamtssprecher Bahram Ghassemi. In Iran gebe es demokratische Kanäle, über die das Volk legitime Forderungen erheben könne, fügte der Sprecher hinzu. Das Innenministerium sei bereit, Anträge auf friedliche Demonstrationen zu überprüfen, sagte Minister Fasli.
Vor der iranischen Botschaft in Berlin demonstrierten am Samstag nach Polizeiangaben gut Hundert Regimekritiker gegen die Führung in Teheran. Bereits am Freitag hatten rund 50 Menschen vor der Botschaft demonstriert, wie die Polizei weiter mitteilte. dpa/nd
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