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Koreanerinnen treten mit einem Eishockey-Team an
Annäherung zwischen Nord und Süd soll mit gemeinsamem Einmarsch zur Eröffnung der Winterspiele untermauert werden
Für Musik und Anfeuerung war bereits gesorgt, die Athleten kamen zum Schluss dran. Die Vertreter aus Nord- und Südkorea hatten sich im Grenzort Panmunjom bereits geeinigt, dass der Norden im Februar ein 140-köpfiges Orchester und 230 Fans zu den Olympischen Winterspielen nach Pyeongchang schicken wird, da verkündete das Vereinigungsministerium in Seoul am Mittwochabend die wichtigste Nachricht: Die Athleten beider Länder werden erstmals seit zwölf Jahren wieder unter gemeinsamer Flagge bei Eröffnungs- und Abschlussfeier ins Stadion einlaufen.
Nicht nur das: Eishockeyspielerinnen aus Nord- und Südkorea sollen als Mannschaft zusammenspielen. Das Internationale Olympische Komitee begrüßte den Vorstoß. Man habe die »interessanten Vorschläge« zur Kenntnis genommen. Gemeinsam antretende koreanische Teams hat es zuvor nie gegeben. 1948 war Korea zwar offiziell noch vereint, doch an den Spielen in St. Moritz (Winter) und London (Sommer) nahmen nur Athleten aus dem Süden teil. Der Norden gründete erst 1953 ein Nationales Olympisches Komitee.
Nach zaghaften Annäherungen Ende der 90er Jahre waren gemeinsame Einmärsche zwischen 2000 und 2006 eher die Regel. Danach aber kühlte sich das Verhältnis wieder ab, und noch vor wenigen Wochen ging die Welt davon aus, dass Nordkorea trotz Einladung aus dem Süden nicht an den Spielen teilnehmen werde. Machthaber Kim Jong Un drohte mit Krieg und testete Raketen, während der Süden Militärmanöver mit den USA abhielt. Dennoch stellte Kim in seiner Neujahrsansprache die Olympiateilnahme seines Landes in Aussicht. Die Delegationen für die Olympischen - und nun auch für die Paralympischen - Spiele sollen sogar über den Landweg die Grenze überqueren, was normalen Nordkoreanern verboten ist. Zuletzt hatte ein Video die Welt schockiert, das zeigte, wie Soldaten auf einen flüchtenden Kameraden schossen.
Die neue Annäherung beeindruckt durch ihr hohes Tempo. Vergangene Woche war bei den ersten Gesprächen seit zwei Jahren vereinbart worden, Maßnahmen zur Verbesserung der Beziehungen einzuleiten. Dafür sollten unter anderem Militärgespräche wieder aufgenommen werden. Eine Woche später einigten sich die Verhandlungsführer nun schon auf eine gemeinsame Eishockeymannschaft. Da der Kader aber auf 22 Spielerinnen begrenzt ist, werden einige Südkoreanerinnen wohl ihren Platz in der Mannschaft verlieren. Ihre Nationaltrainerin Sarah Murray sagte: »Das ist hart, weil die Spielerinnen die Nominierung für das Olympiateam verdient hatten.«
Am Samstag will das IOC mit beiden Ländern beraten, wie die Vorschläge umgesetzt werden können. Dabei wird es um Formalien wie Flaggen, Hymnen und Uniformen gehen, aber auch darum, welche Athleten überhaupt noch mitmachen dürfen. Sportlich hatten sich aus Nordkorea nur die Eiskunstläufer Ryom Tae Ok und Kim Ju Sik qualifiziert. Die Meldefrist hatte das NOK jedoch verstreichen lassen. Nun wird das IOC wohl mit Wildcards aushelfen.
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