Man sollte auch die Tochter fragen

Denkspiel mit Mike Mlynar

  • Mike Mlynar
  • Lesedauer: 2 Min.

Berufliche Quereinsteiger gab es schon immer. Genau besehen vor allem einer gewissen Not gehorchend, viel weniger dem eigenen Antrieb. Derzeit taucht der Begriff hierzulande häufig im Zusammenhang mit der Pädagogik auf. Also wieder der Not gehorchend, denn es mangelt stark an einsetzbaren Lehrkräften. Zwar mangelt es offenbar auch an Ärzten, Fluglotsen und neuerdings sogar an Ingenieuren, doch da hält sich das Quereinsteigertum bislang (noch?) in Grenzen. Lehrerin und Lehrer, so scheint es jedenfalls, kann indes fast jeder werden. Auch Ulrikes Vater scheint dafür prädestiniert. Ob wirklich, sollte man auch mal die Tochter fragen ...

Ulrike ist auf dem langen, aber interessanten Weg, Mathematik- und Physiklehrerin zu werden. Als Referendarin bereitet sie gerade eine Mathestunde für die Klassenstufe 8 vor. Es tut ihr ein bisschen leid, dass sie deshalb wenig Zeit für ihre Eltern hat, die zu Besuch sind. Da kommt ihr Vater, Baustatiker im Vorruhestand, ins Zimmer und schaut ihr über die Schulter. »Was hat deine Stunde denn für ein Thema?«, fragt er. »Ich will den Vorzug der Algebra gegenüber der Arithmetik an einem Beispiel erläutern«, sagt Ulrike kurz, ein bisschen ärgerlich über die Störung. Doch das stört den Vater wenig. »Welche Beispielaufgabe hast du denn da?«, fragt er. »Das Alter eines Kindes, vermehrt um drei Jahre, ergibt eine Zahl, aus der sich genau die Quadratwurzel ziehen lässt, und diese Wurzel ergibt das um drei Jahre verminderte wirkliche Alter des Kindes. Wie alt ist es also?« Ulrike meint, ihren Vater damit schnell aus dem Zimmer hinauskomplimentieren zu können. Das klappt auch, doch zuvor meint der an der Tür etwas spöttisch: »Wenn du helle Köpfe in der Klasse hast, dann lösen die das ohne viel Algebra oder Arithmetik im Kopf.«

Die etwas einfachere Frage: Um beispielsweise was für einen Lösungsweg ging es Ulrike? Die fast ebenso einfache Frage: Wie löste ihr Vater das ganz schnell im Kopf ?

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