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Meine Sportler haben nicht gedopt

Biathlontrainer Wolfgang Pichler feiert mit Schweden Erfolge. Olympia hätte er fast verpasst

Darf man Sie beglückwünschen, auch wenn Ihr Team mal keine Medaille gewonnen hat?

Ja, na klar, vielen Dank. Auch mit einem fünften Platz sind wir sehr zufrieden.

Zur Person
Wolfgang Pichler brachte viele Biathleten an die Weltspitze. Der 63-jährige Ruhpoldinger ist für sehr hartes Training bekannt, von dem seit Mitte der 90er Jahre die Schwedinnen Magdalena Forsberg, Anna Carin Olofsson und Helena Jonsson profitierten. Vor Olympia 2014 in Sotschi trainierte Pichler Russlands Frauen. Einige von ihnen wurden später des Dopings bezichtigt. 2018 ist er wieder Schwedens Coach und feiert in Pyeongchang mit einer neuen Generation unerwartete Erfolge. Oliver Kern nannte er Gründe für gute Leistungen. Seine ehemaligen russischen Schützlinge nimmt er in Schutz. Die Vorwürfe seien falsch.

Kamen Hanna Öbergs Goldmedaille über 15 Kilometer und die silberne von Sebastian Samuelsson im Verfolgerrennen für Sie denn ebenso überraschend wie für die meisten anderen Beobachter?

Ein bisschen schon, es wäre doch vermessen gewesen, wenn wir damit gerechnet hätten. Auch der fünfte Platz von Hanna im Massenstart war wieder mehr als gut. Wir waren vorher zwar eine mittelmäßig gute Mannschaft, aber plötzlich kämpfen wir jeden Tag um eine Medaille mit.

Woran liegt es denn, dass Ihre Mannschaft plötzlich so stark ist?

Es passt alles zusammen, und wir waren sehr gut vorbereitet. Unsere Wachsmannschaft, die unsere Ski herrichtet, war mit einem Meteorologen in den vergangenen beiden Jahren zwei mal für jeweils vier Wochen hier in Pyeongchang. So sind wir auf alle Wetter- und Schneeverhältnisse eingestellt. Dazu haben wir in Östersund den olympischen Kurs genau nachgebaut. Wir hatten ihn mit GPS ausgemessen. Zu Hause haben wir ein Gelände, wo man das sehr flexibel nachstellen kann. Der Schießstand hier ist auch so windig wie unserer in Östersund. Wir mussten also in der unmittelbaren Olympiavorbereitung nirgendwo anders hinfahren. Zudem haben wir die Weltcuprennen in Antholz Mitte Januar lieber ausgelassen, damit die Sportler nicht zu müde sind. Es sind meine neunten Olympischen Spiele. Ich weiß also schon recht genau, auf was es ankommt. Aber dass wir so gut sind, ist auch für mich überraschend.

Vor ein paar Wochen war noch nicht einmal klar, dass Sie ihre Mannschaft hierher nach Südkorea begleiten dürfen. Sie hatten vor den Spielen 2014 die russischen Biathletinnen betreut, von denen einige laut IOC gedopt gewesen sein sollen. Da auch kein Betreuer von damals zu den Spielen 2018 sollte, hatte Sie der schwedische Verband zunächst nicht nominiert.

Ja, das stimmt, und ich bin unglaublich froh, dass ich nun doch herkommen und diese Erfolge miterleben durfte. Ich habe mich aber auch immer für unschuldig empfunden, und das bin ich auch.

Wie kam es, dass Sie doch noch fahren durften?

Ich habe um mein Recht gekämpft und mir in Matthias Breucker einen guten Anwalt genommen. Er hat das klären können.

War der schwedische Verband Ihrer Meinung nach aus Angst einer Bestrafung durch das IOC übervorsichtig?

Ja, diese Maßnahme war einfach Quatsch.

Russlands bester Biathlet Anton Schipulin darf wie viele andere Sportler nicht in Pyeongchang starten, obwohl öffentlich nichts gegen ihn vorliegt. Das IOC hat ihn nicht eingeladen. Wie finden Sie das?

Das ist eine sehr komplexe Sache. Ich bin zwar kein komplett Außenstehender, aber da steckt sicherlich viel mehr dahinter, als wir erahnen können. Ich denke, das ist alles eine politische Geschichte. Das IOC sagt, es hätte irgendwas, rückt aber nicht damit heraus, was es ist. Das ist schon mal nicht demokratisch. Andere Sportler sind vom CAS freigesprochen worden, das muss ja auch etwas bedeuten. Dann ist es schwierig zu erklären, warum Schipulin nicht starten darf. Die ganze Situation ist schon sehr komisch.

Als immer mehr Berichte über das russische Dopingsystem ans Licht kamen, fühlten Sie sich da betrogen?

Nein, weil das nicht stimmt. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass Jana Romanowa und Olga Saizewa nicht gedopt waren. Und ich würde das auch vor Gericht aussagen. Da war nichts. Man hat von ihnen zwei gefälschte Dopingproben gefunden. Da frage ich aber: Wer hat die denn gefälscht? Die Sportlerinnen doch nicht.

Der WADA-Sonderermittler Richard McLaren und auch die Oswald-Kommission des IOC sagen, das ganze Betrugssystem habe aber nur unter Mithilfe der Athletinnen funktionieren können.

Ach, die sagen viel. Fakt ist, dass dieser Grigori Rodtschenkow, auf den sich alle berufen, bei der Verhandlung vor dem CAS mit verzerrter Stimme sprach, und dass man sein Gesicht nicht sehen konnte. Da weiß man doch gar nicht mehr, was man glauben soll. Ich weiß aber auf alle Fälle eins: So lange ich sie unter Kontrolle hatte, haben meine Sportlerinnen nicht gedopt.

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