Inspiriert von Berlin
Oscar-Preisträger Sebastián Lelio kam 2012 in die Stadt
Der in Berlin lebende Regisseur und Drehbuchautor Sebastián Lelio hat mit dem Film »Eine fantastische Frau« für seine Heimat Chile den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film gewonnen. Zum ersten Mal ging der Auslands-Oscar in das südamerikanische Land. Das Werk beschreibt das Leben einer Transgender-Frau. Auf der Berlinale hatte der Film im vergangenen Jahr bereits den Silbernen Bären für das beste Drehbuch gewonnen, außerdem holte er den spanischen Filmpreis Goya für den besten iberoamerikanischen Film und wurde für einen Golden Globe nominiert.
Nach Berlin gekommen war Lelio 2012. Für ein halbes Jahr war er Gast des Künstlerprogramms des DAAD. Während dieser Zeit arbeitete er am Schnitt seines Films »Gloria«, der im folgenden Jahr im Wettbewerb der Berlinale uraufgeführt wurde. Das Porträt einer charismatischen Frau Ende Fünfzig begeisterte die Zuschauer und holte drei Preise, so gewann Hauptdarstellerin Paulina García den Silbernen Bären als Beste Schauspielerin.
Lelio blieb in der deutschen Hauptstadt und gründete in Kreuzberg das südamerikanische Restaurant »Gloria«, an dem er mittlerweile allerdings nicht mehr beteiligt ist. Auch bei seinen weiteren Filmprojekten ließ er sich von Berlin inspirieren. »Was wir hier mit «Gloria» erlebt haben, ist ein Meilenstein in unserem Leben und gleichzeitig war die Stadt unerwartet sehr wichtig«, sagte Lelio 2017 der Deutschen Presse-Agentur über die Vorbereitung auf den Film, der jetzt mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.
Die Idee zu »Eine fantastische Frau« (Originaltitel: »Una mujer fantástica«) wurde in Berlin geboren, die Stadt habe sich »in den Film eingemischt«, so der 43-Jährige. Die Distanz zum eigenen Land sei seiner Beobachtungsgabe zugute gekommen, gedreht wurde aber in Chile. Die Schauspielerin und Lyriksängerin Daniela Vega spielt eine junge Transsexuelle, die in einer glücklichen Beziehung zu einem älteren Mann ist. Dessen plötzlicher Tod macht alle ihre Pläne zunichte, und sie muss erneut gegen Vorurteile kämpfen, um überhaupt trauern zu dürfen.
Geboren wurde Lelio 1974 in Mendoza in Argentinien, von wo sein Vater stammt. Seine Kindheit verbrachte er im chilenischen Villa del Mar, in der Hauptstadt Santiago de Chile studierte er an der Filmhochschule. Nachdem er mehrere Kurzfilme gedreht hatte, wagte er sich an das Drama »La sagrada familia«, das 2005 herauskam. Schon darin zeigte sich sein Interesse daran, Vorurteile und soziale Heuchelei aus einer neuen Perspektive zu betrachten.
Momentan arbeitet Lelio an einem Hollywood-Remake von »Gloria« mit Julianne Moore in der Hauptrolle und unter seiner Regie. Es ist sein zweiter Spielfilm in englischer Sprache, nach »Disobedience« mit Rachel Weisz und Rachel McAdams in den Hauptrollen. Seine Premiere feierte der Film auf dem Filmfestival von Toronto und startet Ende April in den US-Kinos. Wann der Film in Deutschland gezeigt wird, ist noch offen. dpa
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