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Ende klebt, alles gut

Berlin gewinnt doch noch den Volleyballtitel, ein paar Sieggaranten dürften nun aber gehen

Im biergetränkten Meistershirt und mit durchnässten, nicht mehr perfekt sitzenden Haaren meldete Kaweh Niroomand Redebedarf an. Allerdings nicht bei Robert Kromm, der seinem Geschäftsführer gerade zur Feier der dritten deutschen Volleyballmeisterschaft in Serie die klebrige Dusche verpasst hatte. Niroomand wollte mit Stelian Moculescu reden, jenem Trainer, der eine verkorkste Saison der Berlin Volleys in nur zehn Wochen doch noch retten konnte. Gleich danach hatte der 68-Jährige aber erklärt: »Auf der Bank sieht mich keiner mehr. Zu 99,9 Prozent werde ich nicht mehr Trainer sein.« »Über diese 0,1 Prozent müssen wir noch reden«, sagte Niroomand sofort, als er das hörte.

Vor der Endspielserie hatte Berlin in dieser Saison fünf Mal gegen Friedrichshafen gespielt, fünf Mal hatte Berlin verloren. Der VfB gewann überhaupt all seine Spiele in der Hauptrunde. Wer im Finale Favorit sein würde, schien also klar. Doch den an sich zweifelnden Berlinern hatte Moculescu nach dem Trainerwechsel neues Selbstbewusstsein vermittelt, so dass der Champion am Ende nun doch wieder Berlin heißt. Das klare 3:0 in Friedrichshafen im alles entscheidenden fünften Spiel ließ die Volleys jubeln und die Gastgeber erneut in Tränen zurück.

»Das war mein Ziel. Wir haben einen 10-Wochen-Plan aufgestellt, und den dann abgearbeitet«, resümierte Moculescu. »Als ich nach Berlin kam, herrschte viel Unruhe. Aber irgendwann haben die Jungs angefangen zu glauben, was ich ihnen sage. Und am Ende machen sie hier das perfekte Spiel.« Dass wirklich alle an die Titelchance geglaubt hatten, muss jedoch etwas bezweifelt werden. Der in Spiel fünf überragende Mittelblocker Aleksandar Okolić lief nach dem letzten Punkt minutenlang mit offenem Mund übers Parkett, und selbst Moculescu legte sich erst mal eine gefühlte Ewigkeit auf den Hallenboden.

Mit dem riskanten Trainerwechsel hatte Volleys-Chef Niroomand also doch die Wende herbeigeführt. »Das war der entscheidende Punkt, zweieinhalb Monate vor Saisonende. Uns war klar: Der Neue muss die Situation kennen, die Erfahrung haben, die Spieler sofort erreichen können, und er braucht einen Plan. Stelian kann so etwas, und er hat es bravourös umgesetzt«, sagte Niroomand, der sich selbst dabei nicht allzu sehr loben wollte. »Unser Manager hat vorher genügend andere Entscheidungen getroffen, über die ich als Geschäftsführer noch mal mit ihm reden muss.« Niroomand übt bei den Volleys beide Positionen in Personalunion aus. Und offenbar macht der Redebedarf nicht mal vor sich selbst halt.

Ganz im Ernst: Niroomand muss nun erneut einige schwere Entscheidungen treffen. In die gerade zu Ende gegangene Saison ging er mit einem ziemlich alten Kader um Kapitän Kromm (34) sowie dem langjährigen australischen Punktelieferanten Paul Carroll (31) - und dem sehr jungen Trainer Luke Reynolds (32). Das Experiment ging schief. Nun ist die Frage, ob der Kader verjüngt oder ihm ein alter Haudegen an die Seite gestellt wird - oder beides. Dass Niroomand gern einen erfahrenen Trainer hätte, zeigte die Aussage zu Moculescus 0,1 Prozent. Trotzdem sollte Moculescu, wie »nd« aus Vereinskreisen erfuhr, bei der Saisonabschlussfeier am Donnerstagabend (nach Redaktionsschluss) erst mal gebührend verabschiedet werden. Und die Publikumslieblinge Kromm und Carroll gleich mit dazu. Ersterer dürfte seine Karriere wohl beenden, Letzterer nach Russland wechseln. In jedem Fall endet damit eine Ära in Berlin.

Dabei wird es wohl nicht bleiben. Besonders die deutschen Spieler - junge wie alte - konnten in dieser Saison nie ganz überzeugen. Große Teile der Finalserie spielte Berlin nur mit Australiern, Kanadiern, sowie je einem Amerikaner, Serben und Franzosen auf dem Feld. Das Publikum hat das nie gestört. Hauptsache es werden Titel gefeiert.

Niroomand ist keiner, der sich vor unpopulären Entscheidungen drückt. Und der Saisonbeginn hat ihm gezeigt, dass sich die besten Tage von Kromm und Co. dem Ende näherten. Auch wenn solche Spieler in Berlin längst eine Familie großziehen, will der Manager letztlich das bestmögliche Team zusammenstellen. Und die Spieler wissen, dass Profisport bei aller Romantik doch ein Geschäft bleibt.

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