Frühe Impfung schützt vor manchen HPV-Infektionen

Die in Deutschland umstrittene Immunisierung verhindert Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs, wie eine neue Metastudie zeigt

  • Andrea Barthélémy
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) schützt junge Frauen einer großen Übersichtsarbeit zufolge recht gut vor Vorformen von Gebärmutterhalskrebs. Vor allem Frauen, die im Alter von 15 bis 26 Jahren geimpft wurden, haben demnach ein deutlich geringeres Risiko, solche Krebsvorstufen - sogenannte Läsionen - zu entwickeln, berichtet die Cochrane Library. Außerdem fanden sich keine Hinweise dafür, dass die Impfung schwere Nebenwirkungen hat und etwa das Risiko für Fehlgeburten erhöht.

Das Informationsportal für evidenzbasierte Medizin sichtete für die Metauntersuchung die Ergebnisse von 26 randomisierten Studien weltweit. Mehr als 73 400 Frauen aus allen Kontinenten hatten über dreieinhalb bis acht Jahre lang daran teilgenommen.

Es gibt eine Vielzahl verschiedener durch Geschlechtsverkehr übertragener HPV-Viren. Ein intaktes Immunsystem bekämpft sie in der Regel mit Erfolg. Gelingt dies nicht, kann sich über Jahre hinweg aus einer HPV-Infektion Gebärmutterhalskrebs entwickeln. Die verschiedenen Impfstoffe sollen deshalb die Immunabwehr und Antikörperproduktion vor allem gegen die Hochrisiko-Varianten HPV 16 und 18 stärken, die 70 Prozent dieser Krebsfälle verantworten.

In Zahlen zeigt die Gesamtanalyse: Von 10 000 Frauen, die zum Start der Studien keine HPV-Infektion hatten, entwickelten später zwei Frauen trotz einer Impfung Krebs-Vorstufen. In der Placebo-Gruppe war dies bei 164 Frauen der Fall. Auch beim Blick auf alle Studienteilnehmerinnen - HPV-infiziert oder nicht - verringerte eine Impfung bei 15- bis 26-Jährigen die Zahl derjenigen mit solchen Läsionen durch HPV 16/18. 157 Frauen pro 10 000 erkrankten daran. Bei den Placebo-Kandidatinnen waren es 341. Bei älteren Frauen zwischen 25 und 45 Jahren verschafften die Impfstoffe hingegen keine Vorteile, vermutlich, weil die Frauen schon infiziert waren, folgern die Forscher.

Die Cochrane-Mediziner betonen jedoch, dass keine der Studien lange genug lief, um die Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs zu untersuchen. »Gebärmutterhalskrebs kann sich viele Jahre nach der HPV-Infektion und nach der Läsionenbildung entwickeln«, betont die Onkologin Jo Morrison vom Musgrove Park Hospital im britischen Somerset. »Deshalb sind Folgestudien notwendig.« Die Ärztin geht zwar davon aus, dass die Krebsraten in Zukunft durch die Impfung sinken werden. Aber: »Sie kann nicht alle Fälle verhindern, und es ist wichtig, regelmäßig zur Vorsorge zu gehen - auch nach einer Impfung.«

In Deutschland hat sich die Impfung bislang nicht in der Breite durchgesetzt, auch wegen anhaltender Skepsis über mögliche Nebenwirkungen. 2015 waren nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) nur 45 Prozent der 17-jährigen Mädchen komplett drei Mal geimpft. »Um möglichst hohe HPV-Impfquoten zu erzielen, ist zu erwägen, deutschlandweit Schulimpfprogramme einzurichten, um möglichst auch jene Kinder zu erreichen, die im Alter von 9 bis 14 Jahren keinen Arzt oder keine Ärztin besuchen«, ergänzt Thomas Harder, RKI-Experte für Impfprävention.

Das ist in Hessen bereits mit Erfolg der Fall. »Das 2015 begonnene Schulimpfprogramm an Grundschulen in Südhessen konnte die Teilnahmerate an der HPV-Impfung auf mehr als 75 Prozent erhöhen«, berichtet Mitinitiatorin Catharina Maulbecker-Armstrong von der TU Mittelhessen.

Auch der Gynäkologe Karl Ulrich Petry (Klinikum Wolfsburg) betont: »Das Allervernünftigste ist, früh zu impfen. Wer mit neun Jahren zweimal gegen HPV geimpft wurde, hat mit 15 Jahren einen Antikörper-Titer wie jemand, die oder der mit 15 Jahren dreimal geimpft wurde.« Die Metaanalyse habe die Sicherheit bestätigt.

Weltweit gibt es durch das Zervixkarzinom jährlich etwa 266 000 Todesfälle und 528 000 Erstdiagnosen. In Deutschland sind zur Zeit zwei Impfstoffe verfügbar, einer gegen die beiden Hochrisiko-Virustypen, ein anderer gegen insgesamt 9 Virusvarianten. dpa/nd

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