Neuer Anlauf in Panmunjom

USA und Nordkorea verhandeln über Gipfel

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 3 Min.

Nun also wieder rein in die Kartoffeln. Nach seinem Rückzieher vom Rückzieher lässt US-Präsident Donald Trump den historischen Gipfel mit Kim Jong Un erneut vorbereiten. Über Twitter erfuhr die Welt, dass am Sonntag (Ortszeit) eine Washingtoner Delegation im Grenzort Panmunjom eingetroffen sei, um über das wiederbelebte Treffen zu beraten. Aus dem State Department hieß es, ein Team unter Leitung des erfahrenen Korea-Experten Sung Kim verhandele in der demilitarisierten Zone zwischen beiden koreanischen Staaten direkt mit Vertretern Pjöngjangs. Der frühere US-Botschafter in Seoul wurde extra von seinem aktuellen Posten von den Philippinen nach Panmunjom beordert. Er gehörte 2005 zu den Atomunterhändlern, die im Auftrag der Bush-Regierung eingehende Gespräche über eine Denuklearisierung mit Pjöngjang führten. Am Montag bestätigte das südkoreanische Außenministerium die Gespräche im sogenannten Haus der Wiedervereinigung.

Auch in Singapur wird beraten

Laut »Washington Post« könnten die Verhandlungen am Dienstag auf der nordkoreanischen Seite von Panmunjom fortgesetzt werden. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete am Montag unter Berufung auf Diplomaten, dass offensichtlich auch eine nordkoreanische Delegation mit Zwischenstopp in Peking nach Singapur unterwegs sei, um dort mit der US-Seite auf Arbeitsebene Fragen der Logistik und Sicherheit zu besprechen. Das Washingtoner Team wird von Joe Hagin geleitet, dem Vize-Stabschef im Weißen Haus. Der Gipfel sollte nach den ursprünglichen Planungen am 12. Juni im Stadtstaat über die Bühne gehen. Und dieser Termin soll laut Trump nach seiner zwischenzeitlichen abrupten Absage nun doch noch angepeilt werden.

Viele Korea-Experten in den USA halten eine Verschiebung des Treffens allerdings durchaus für sinnvoll, weil die bisherige Vorbereitung einfach ungenügend sei. Der Präsident habe viel zu schnell einem Gipfel zugestimmt. Sie kritisieren, dass hinter Trumps öffentlich gemachter Maximalforderung, Pjöngjang müsse komplett und einseitig nuklear abrüsten, keine wirkliche Kompromisslinie zu erkennen sei. Da das Regime in Nordkorea seine Kernwaffen als Lebensversicherung verstehe, sei schwer vorstellbar, dass es auf das ultimative Vorgehen eingehen werde.

Was wird aus den Atomwaffen?

In der jetzigen Phase der Gipfelvorbereitung soll es deshalb vor allem um die Frage gehen, unter welchen Umständen Pjöngjang zur atomaren Abrüstung bereit sei. Beobachter gehen davon aus, dass die Vereinigten Staaten als Voraussetzung für ein Treffen auf höchster Ebene nach wie vor Gewissheit über einen Abtransport der laut Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI wohl zehn bis 20 nordkoreanischen Nuklearsprengköpfe haben wollen. Pjöngjang wiederum drängt auf eindeutige Sicherheitsgarantien der USA. Bei einem überraschenden Treffen mit Südkoreas Präsidenten Moon Jae In hatte Kim Jong Un am Wochenende in Panmunjom Zweifel geäußert, ob Washington diese tatsächlich abgeben wolle. Der Machthaber soll eine stufenweise Abrüstung im Gegenzug zu US-amerikanischen Zugeständnisse anstreben. Nordkorea habe »eines Tages« großes Potenzial, eine wirtschaftlich und finanziell starke Nation zu sein - auch das twitterte Trump jetzt. »Kim Jong Un stimmt mir da zu. Es wird geschehen!« Was genau damit gemeint ist, bleibt allerdings unklar. Mit Agenturen

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