Abschiebung von Hochschwangerer verhindert

21-Jährige wehrte sich am Flughafen / Anwältin beobachtet »Trendwende« in der bayrischen Asylpolitik

  • Niklas Franzen
  • Lesedauer: 2 Min.

In letzter Minute konnte die Abschiebung verhindert werden: Am Mittwochmorgen sollte eine 21-Jährige hochschwangere Frau zusammen mit ihrem fünfjährigen Sohn vom Flughafen München nach Italien abgeschoben werden. Wie der Bayrische Flüchtlingsrat berichtet, habe sich die Frau kurz vor dem Einsteigen in das Flugzeug auf den Boden geworfen und gegen die Abschiebung zur Wehr gesetzt. Die Polizei habe danach erklärt, dass die Abschiebung vorerst abgebrochen werde. Die Maschine startete ohne die Frau, die wieder in Abschiebehaft kam. Am Flughafen hatten sich in den Morgenstunden rund 30 Unterstützer*innen versammelt und ihre Unterstützung mit der Frau demonstriert.

Der Fall von Adama K. hatte für große Empörung gesorgt: Die hochschwangere Frau aus Sierra Leone, die zusammen mit dem Vater ihres ungeborenen Kindes in Hengersberg, einer Außenstelle des Transitzentrum Deggendorfs untergebracht war, sollte zwei Tage vor dem Beginn ihres Mutterschutzes abgeschoben werden. Ab dem 1. Juni dürfte die Frau nicht mehr abgeschoben werden. »Eine hochschwangere Frau auf Biegen und Brechen abschieben zu wollen, macht uns bestürzt und fassungslos«, erklärte Hanna Smudda vom Bayrischen Flüchtlingsrat dem »nd«.

Wie Petra Haubner, Anwältin von K., nun dem »nd« mitteilte, hat das Amtsgericht den Haftbeschluss aufgehoben, Frau K. ist frei. Eine Überstellung nach Italien müsse neu beantragt werden und benötigte in der Regel zwei Wochen Vorbereitungszeit. Dann wird sich K. aber bereits in Mutterschutz befinden – somit kann sie nicht nach Italien abgeschoben werden.

Hanna Smuda zeigte sich erleichert, dass die Abschiebung verhindert werden konnte. Allerdings sei sie immer noch »entsetzt« über das Vorgehen der bayrischen Behörden. Für Haubner ist es der erste Fall einer Schwangeren, die aufgrund der Dublin-Verordnung abgeschoben werden sollte. Die Anwältin beobachtet eine »Trendwende in der bayrischen Asylpolitik«. Zwei weitere Schwangere sollen sich derzeit in Abschiebehaft in Bayern befinden. »Die bayrische Landesregierung will demonstrieren, dass sie hart durchgreift – auch mit Hinblick auf die Landtagswahlen im Oktober. Es soll ein Signal gesendet werden, dass Familien mit Kindern erst gar nicht versuchen sollen, nach Deutschland zu kommen.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.