Verständnisvoll im Auswärtigen Amt

Kurt Stenger über die bisher unbekannte Skandalpersonalie bei VW

Eigentlich glaubte man, in Sachen Verfilzung zwischen Politik und deutscher Autoindustrie schon alles gehört zu haben. Die Regierung hält bei EU-Gesetzesvorhaben die schützende Hand über die Konzerne, Ex-Regierungssprecher heuern dank ihrer Politkontakte dort an und die Behörden bleiben trotz dubioser Emissionswerte über Jahre untätig. Doch es geht noch einen Zacken schärfer: Als der Abgasskandal in den USA ins Rollen kam, relegierte das Auswärtige Amt einen Beamten zum VW-Konzern, offenbar um dessen gute Kontakte und diplomatische Erfahrung bei der US-Regierung zur Schadensbegrenzung für das Unternehmen und die deutsche Exportwirtschaft zu nutzen.

Dies ist eine neue Art von Drehtüreffekt. Bisher wechselten Politiker oder Staatsbedienstete nach Ende ihrer Amtszeit oder Mandat in die Wirtschaft, um mal richtig abzukassieren. Diesmal ist es Teil des Jobs - der Beamte ist lediglich beurlaubt. Das Außenministerium findet das nicht anstößig und stellt das als Praktikum in der Wirtschaft dar - »zum gegenseitigen Verständnis«. Dass VW gerade krimineller Handlungen überführt worden war, schien 2025 für das Amt und seinen Hausherren Frank-Walter Steinmeier nicht Hürde, sondern Antrieb zu sein. Der Skandal wurde in Deutschland nie richtig aufgeklärt oder hat bis heute kaum Konsequenzen - denn die Bundesregierung ist bis heute sehr verständnisvoll gegenüber den Autokonzernen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.