- Kommentare
- Olaf Scholz
Scholzens Sozialpolitik light
Kurt Stenger über die europapolitischen Vorstellungen des Finanzministers
So viel Soziales soll dann doch nicht sein. Bundesfinanzminister Olaf Scholz will EU-Krisenstaaten, in denen die Arbeitslosigkeit stark ansteigt, aus einem neuen Topf finanziell unterstützen. Dass nur gemeinsames Handeln die Eurozone stabilisieren kann, weiß der ökonomisch nicht ungebildete SPD-Politiker natürlich und bietet den Rechten und Nationalisten Paroli, die jegliche Solidarität mit den Ärmeren ablehnen. Aber es würde auch so gar nicht zu dem Ultra-Pragmatiker passen, wenn er sich für einen großen Wurf ins Zeug legen würde, den die EU-Kommission vorgeschlagen hat: eine einheitliche EU-Arbeitslosenversicherung.
Passend dazu unterstützt Scholz auch die Idee einer stark abgespeckten Finanztransaktionssteuer, die der französische Präsident ins Spiel gebracht hat, um das Projekt in der EU von der ganz langen Bank zu kriegen. Wenn aber nur Aktiengeschäfte besteuert werden, ist auch lediglich mit einem Bruchteil der ursprünglich veranschlagten Einnahmen zu rechnen. Eine Arbeitslosenversicherung bekommt man damit nicht finanziert. Den von Scholz vorgeschlagenen Notfalltopf hingegen schon.
Die Politik der kleinen Schritte hat aber einen ganz entscheidenden Fehler: Mit einer Sozialpolitik light wird die Eurozone bei der nächsten größeren Krise auch wieder ziemlich alt aussehen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.