Grenze gegen den Kommerz
Am Grenzübergang Checkpoint Charlie in Berlin standen sich nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 Soldaten von West- und Ostblock gegenüber. Das Foto davon wurde zum einem weltweit bekannten Symbol der deutschen Teilung.
Heute können Besucher die Bedeutung des einstigen Grenzkontrollpunkts im Stadtteil Mitte kaum noch nachvollziehen. 57 Jahre nach dem Bau der in der DDR als »antifaschistischer Schutzwall« bezeichneten Grenzanlage und 28 Jahre nach ihrem Fall ist der Ort ein Touristenma-gnet. Doch reale Überreste aus der Zeit des Kalten Krieges gibt es hier nicht, auf Besucher aus aller Welt warten vor allem Touristennippes und Kommerz.
Berlins Kultursenator Klaus Lederer hat nun den Willen des Senats unterstrichen, in der Hauptstadt ein Museum über die Zeit der deutschen Teilung und des Kalten Krieges aufzubauen. »In Berlin fanden sich - wie unter einem Brennglas gebündelt - alle Folgen des Kalten Krieges, der Konfrontation zweiter Ideologien, zweier Mächte, zweier Systeme«, erklärte der Linkspolitiker. Aufgabe sei heute, Geschichte lebendig zu halten und zu vermitteln, damit kommende Generationen daraus lernen könnten. »Deshalb ist Berlin, quasi als Kristallisationspunkt des Kalten Krieges, der richtige Ort für ein solches öffentliches Museum.«
Der im Koalitionsvertrag von Rot-Rot-Grün vereinbarte »Bildungs- und Erinnerungsort« soll am Checkpoint Charlie entstehen. Der Senat vereinbarte mit einem Investor, in einem geplanten Bürogebäude 3000 Quadratmeter Fläche für das Museum zu schaffen. Der Checkpoint Charlie sei ein herausragender historischer Ort für Erinnerungskultur und historische Bildung, so Lederer weiter. Wann das Museum gebaut und eröffnet wird, ist noch offen.
Bisher habe dem Ort ein klares Gestaltungskonzept gefehlt, beklagte Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer, zuletzt, und auch Stadtentwicklungssenatorin Kathrin Lompscher (DIE LINKE) wirkt unzufrieden: »So wie der Checkpoint Charlie heute genutzt und erlebt wird, ist er zwar ein Ort, der Besuchermassen anzieht.« Abgesehen von seiner rein touristischen Nutzung wirke er nach wie vor »etwas chaotisch und teilweise überkommerzialisiert«. dpa/nd
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