• Politik
  • Seenotrettung im Mittelmeer

»Aquarius« sucht wieder einen sicheren Hafen

141 Menschen befinden sich an Bord des Rettungsschiffes / Italien verweigert weiterhin die Einfahrt in einen sicheren Hafen

  • Lesedauer: 2 Min.

Rom. Wieder sucht das Schiff »Aquarius« mit geretteten Migranten an Bord einen sicheren Hafen. Die Hilfsorganisationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée forderten die EU-Staaten am Sonntag in einer Mitteilung auf, dem Schiff einen solchen zuzuweisen. Die Helfer retteten am Freitag in zwei Einsätzen 141 Menschen in der kürzlich ausgerufenen libyschen Such- und Rettungszone, in der die dortigen Behörden für die Koordinierung von Rettungen zuständig sind. Weil die Leitstelle in Tripolis dem Schiff keinen sicheren Ort zugewiesen habe, werde man nun entsprechend der Anweisung andere Leitstellen kontaktieren.

Lesen Sie auch den Mythencheck: »Warum bringt ihr die Menschen nicht nach Afrika?«

Die Ereignisse von Freitag zeigten, dass die Libyer nicht in der Lage seien, Rettungsaktionen vollständig zu koordinieren, erklärten die Organisationen. Sie warfen der Behörde außerdem vor, die »Aquarius« nicht über Seenotfälle informiert zu haben, von denen sie wusste, obwohl das Schiff in der Nähe gewesen sei und Hilfe angeboten habe. »Es war eine sehr glückliche Fügung, dass wir diese Boote in Seenot selbst gesichtet haben«, sagte Aloys Vimard, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen. Mehr als die Hälfte der Geretteten ist minderjährig, 67 von ihnen sind unbegleitet unterwegs. Die große Mehrheit der Migranten stammt aus Eritrea und Somalia.

Die »Aquarius« war am 1. August trotz der Schwierigkeiten bei der letzten Mission wieder in die Rettungszone gefahren. Die italienische Regierung hatte den Seenotrettern erstmals die Einfahrt in einen Hafen verwehrt. Italiens Innenminister Matteo Salvini sagte am Samstag in einem Radio-Interview, dass die »Aquarius« auch dieses Mal »sicher nicht« in einem italienischen Hafen anlanden werde.

Neben der »Open Arms« ist die »Aquarius« derzeit das einzige Rettungsschiff, das noch vor der libyschen Küste in internationalen Gewässern nach in Seenot geratenen Flüchtlingen sucht. Spanische Behörden hatten nach Darstellung von Proactiva Open Arms das Schiff allerdings am Freitag am Auslaufen im andalusischen Algeciras gehindert. Eine Sprecherin sagte Europa Press, die Behörden wollten noch Fragen in Bezug auf die Besatzung klären. Die Organisation rechnet damit, nicht vor Montag wieder in See stechen zu können. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!